Trading Cultures

Eine Ethnographie von Handelsmessen für TV, Musik und Bücher.

Die zentrale Absicht von internationalen Handelsmessen ist es, VerkäuferInnen und KäuferInnen aus unterschiedlichen Teilen der Welt an einem Ort zusammen zu bringen. Dort werden Kontakte geknüpft, Verträge geschlossen und Informationen ausgetauscht.

Darüber hinaus spielen aber Handelsmessen eine zentrale Rolle in der Formierung und Diffusion der kulturellen, d. h. kognitiven Basis einer Industrie: Was steht im Zentrum des Geschäfts und wie wird gehandelt? Wie kann man „gute“ von „schlechten“ Produkten unterscheiden? Welche Geschäftspraktiken sind am angebrachtesten? Das Ziel des Projekts ist eine Ethnographie von Trading Cultures und das in zweifacher Hinsicht: Es geht einerseits um die Bedeutung des globalen Handels von kulturellen Gütern und andererseits um die Kultur des Handelns in diesem Bereich. Das Projekt greift dabei auf Erkenntnisse des Neoinstitutionalismus und der Feldtheorie zurück und startet von der Annahme, dass Verkaufs- und Kaufentscheidungen durch kulturelle ZwischenhändlerInnen auf gemeinsam geteilten Annahmen, Routinen und Regeln basieren. Dabei handelt es sich um eine als selbstverständlich erlebte Handelskultur, welche sich innerhalb des globalen organisationalen Feldes ausbreitet.

Einblicke in die Kultur des globalen Handels

Insbesondere in der Kulturindustrie, in welcher zukünftiger Erfolg schwer vorherzusagen ist und die Kosten des Scheiterns hoch sind, tendieren die Beteiligten dazu, hochlegitime Geschäftsmodelle zu imitieren. Handelsmessen sind Orte, an welchen diese Prozesse des Imitierens und der Ausverhandlung beobachtet werden können. Mithilfe von ethnographischen Forschungsmethoden, vor allem Teilnehmender Beobachtung, analysieren wir jährlich stattfindende Handelsmessen in drei unterschiedlichen Bereichen der Kulturindustrie (MIPCOM für den TV Bereich, midem für die Musikindustrie und die Frankfurter Buchmesse), um tiefe Einblicke in die Kultur des globalen Handels mit Kulturgütern zu erlangen.

Routinen hinterfragen, Strategien erörtern

Durch die Kombination von Grundlagenforschung und anwendungsorientierter Forschung leisten die Erkenntnisse des Projekts, welche insbesondere in Kurse zu globalen Medienmärkten einfließen sollen, auch einen Beitrag zur Ausbildung von angehenden MedienmanagerInnen. Darüber hinaus können Industriepartner von den Projektergebnissen profitieren, indem als selbstverständlich wahrgenommene Überzeugungen und Routinen hinterfragt und neue Strategien erörtert werden können.

Publikationen

Gebesmair, A. (2023). Lassen sich Content-Messen virtualisieren? MedienWirtschaft. Perspektiven Der Digitalen Transformation, 20. Jahrgang(3), 8–18. https://doi.org/doi.org/10.15358/1613-0669-2023-3
Gebesmair, A. (2022). The Global Music Business, and the Globalization of Culture. In S. Krüger Bridge (Ed.), The Oxford Handbook of Global Popular Music (1st ed.). Oxford University Press. https://doi.org/10.1093/oxfordhb/9780190081379.013.3
Gebesmair, A., & Musik, C. (2022). Interaction Rituals at Content Trade Fairs: A Microfoundation of Cultural Markets. Journal of Contemporary Ethnography. https://doi.org/10.1177/08912416221113370
Gebesmair, A., Ebner-Zarl, A., & Musik, C. (2022). Symbolic representations of cultural industries at content trade fairs: Bourdieu’s „economic world reversed“ revisited. Poetics, 92(Part B), 101614. https://doi.org/10.1016/j.poetic.2021.101614
Gebesmair, A. (2021). Das Ende der Globalisierung? POP. Kultur und Kritik, 19(2), 8–15. https://doi.org/10.14361/pop-2021-100202
Ebner-Zarl, A. (2020). Trading Books. Internationale Buchmärkte und Buchmessen im Überblick. Nomos.
Musik, C., Ebner-Zarl, A., & Gebesmair, A. (Eds.). (2018). Eine BürgerInnen-Ethnographie der Frankfurter Buchmesse. Ein Experiment. ikon VerlagsGesmbH. https://phaidra.fhstp.ac.at/open/o:3274
Musik, C. (2017, August). Relationship management in a personal business. Content trade markets as coordinators of transnational intermediary networks in the TV industry. 13th Conference of the European Sociological Association, Athen, Griechenland.
Musik, C. (2016, March 30). Die Ethnographie als reflexive Praxisforschung. Tagungsband FH-Forschungsforum 2016. http://ffhoarep.fh-ooe.at/handle/123456789/749
Musik, C. (2016). Das nächste große Ding - Messen und Märkte als Orte der Ausverhandlung von Innovationen. Bridges Over Troubled Water Die Konstitution von Netzwerken im Innovationsprozess, Berlin. http://konstitution-von-netzwerken.de/slides/Musik.pdf
Musik, C. (2016). An Ethnography of Trade Fairs as Field-Configuring Events [Konferenzbeitrag]. 9th International Conference on Social Science Methodology, Leicester.
Musik, C. (2015, October 11). Interview in der Sendung Campus Talk zum Projekt „Trading Cultures“. https://soundcloud.com/fhstp/campus-talk-mit-christoph-musik-zum-projekt-trading-cultures?utm_source=soundcloud&utm_campaign=share&utm_medium=facebook
Gebesmair, A., & Musik, C. (2015, October 17). Zur Ethnographie von Medienindustrien [Refereed conference presentation]. Jahrestagung der Fachgruppe Medienökonomie (DGPuK), Universität Zürich.
Musik, C., & Gebesmair, A. (2015, February 10). Wie kulturelle Globalisierung passiert. Methodische Überlegungen einer Ethnographie von Content Handelsmessen. Österreichischer Soziologie Kongress, Panel "Die Globalisierung und ihre Empirie," Universität Innsbruck.
Externe MitarbeiterInnen
Christoph Musik
PartnerInnen
  • Dr. Sarah Baker, Senior Lecturer, School of Humanities at Griffith University [Australien]
  • Dr. Andrea Bogad-Radatz (Head of „Film & Series“ at the Austrian Public Broadcasting Corporation ORF)
  • Prof. Paul DiMaggio (A. Barton Hepburn Professor of Sociology and Public Affairs, Princeton University) [USA, New Jersey ]
  • Prof. David Hesmondhalgh, Head of the Institute of Communications Studies; Director of the Media Industries Research Centre at University of Leeds [England]
  • Prof. Susanne Janssen, Professor of Sociology of Media and Culture and Chair of the Department of Media and Communication in the Erasmus School of History, Culture and Communication at Erasmus University Rotterdam [Niederlande]
  • Prof. Keith Negus, Professor of Musicology at Goldsmiths, University of London [England]
  • Rainer Praschak (Head of Music Business at music information center austria)
  • Claudia Romeder, MA (CEO of Residenz Verlag, the largest Austrian book publishing corporation)
Finanzierung
FWF
Laufzeit
01.03.2015 – 31.12.2019
Projektstatus
abgeschlossen
Beteiligte Institute, Gruppen und Zentren
Forschungsgruppe Media Business