„Dreh- und Angelpunkt ist die Bildung“, sagt Philipp Genduth

Master-Studiengang Digital Business Communications

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    Philipp Genduth, Co-Founder bei Finanzenverstehen.at, im Gespräch mit Celine Spitzer, Nikolas Kiener, Florian Maier und Alexander Reitler.

    Im Interview: Experte Philipp Genduth

    Wie sollten Personen Ihrer Meinung nach vorgehen, wenn sie zum ersten Mal am Kapitalmarkt investieren möchten? Wo sollten sich junge interessierte Anleger*innen Informationen beschaffen und welche Anlageprodukte sind Ihrer Meinung nach für den Start empfehlenswert?

    Wissen aufbauen, dann mit kleinen Beträgen starten, sozusagen hineinschnuppern in den Kapitalmarkt und mit diesem vielleicht noch unbekannten Instrument mitwachsen. Alles wird digitaler, daher ist dies am einfachsten im Internet, auf diversen Webseiten, auf Social Media oder auf Youtube möglich, aber auch einschlägige Bücher und die Unternehmenswebseiten enthalten immer bessere und einfachere Informationen.

    Wichtig ist hierbei jedoch, dass man sich bei diversen Stellen lediglich Wissen aneignet und keine Investmenttipps befolgt. Es ist oft nicht einfach, seriöse Quellen zu finden, daher ist es umso wichtiger, die grundsätzliche finanzielle Bildung zu stärken, um Inhalte differenzieren zu können.

    Für Anfänger eignen sich meiner Meinung nach breit gestreute Investmentfondsprodukte wie ETFs oder Fonds, bei Fonds sollten jedoch unbedingt die laufenden Kosten und Abschlusskosten beachtet werden, hierbei empfiehlt sich immer ein Vergleich der verschiedenen Produkte, da die Höhe der Kosten stark variieren kann. Von Einzelaktien, Kryptos, Crowdinvesting zum Start würde ich persönlich abraten, da hier doch ein gewisses Maß an Wissen, Eigeninteresse und höhere Risikoaffinität vorliegen sollte. Mit dem Investieren zu starten ist keine Raketenwissenschaft und das kann heute jeder bereits ab kleinen Beträgen.

    Werden Ihrer Meinung nach Online-Broker und andere Online-Finanzservices klassische Banken langfristig ersetzen?

    Ich glaube nicht, dass Banken grundsätzlich ersetzt werden, denn sie sind eine tragende Säule unseres weltweiten Wirtschaftssystems. Was ich jedoch denke, ist, dass Banken mit der Zeit gehen, sich anpassen und auch moderner werden müssen, das Sparbuch zur Anlage und der Bausparer haben ausgedient. Online-Broker, Neo-Banken und Online-Finanzservices sind ein wichtiger Innovationssprung, gerade um jungen Anlegern kostengünstig und einfach den Einstieg in den Kapitalmarkt zu ermöglichen.

    Ein wichtiger Punkt in der Digitalisierung ist jedoch, kostengünstige oder kostenlose Girokonten für die Kunden anzubieten, überhaupt im Hinblick auf Überweisungsgebühren, es kommt einem oftmals so vor, als würde hier jemand sitzen, der das Geld von Bank A nach Bank B trägt, Überweisungen sind heute aber bereits alle elektronisch und daher sind solche Kosten nicht mehr nachvollziehbar. Wir stehen gerade an einem technologischen Wendepunkt mit künstlicher Intelligenz, neuen digitalen Services und dem Climate Change, daher wird dies eine spannende Zeit in jeglicher Hinsicht.

    Wie wird Ihrer Meinung nach der Finanzalltag der Gen Z in 10 Jahren aussehen?

    Ich hoffe, dass sich die grundsätzliche finanzielle Bildung dank vieler privater, aber auch staatlicher Initiativen verbessert und das der Lehrplan um das Thema Finanzbildung als eine tragende Rolle in einer sinnvollen Art und Weise ergänzt wird.

    Man merkt bereits ein starkes Interesse seitens der „jungen Generation“ an Finanzthemen und der persönlichen Altersvorsorge. Das kürzlich publizierte Ergebnis des Aktienbarometers von der Industriellenvereinigung, Wiener Börse und Aktienforum zeigt auf, dass bereits 25 % der Menschen in Österreich Wertpapiere besitzen und 76 % dieser Anleger verdienen unter EUR 3.000,– monatlich, es ist also kein Thema für Reiche. Man merkt, dass Wertpapiere im Mainstream angekommen sind und dazu beigetragen haben, die immer offensichtlicher werdenden Schwächen unseres umlagefinanzierten Pensionssystems sowie die jetzige Zins- und Inflationssituation.

    Da ich aber keine Glaskugel besitze, handelt es sich hier nur um Mutmaßungen und Wünsche, Dreh und Angelpunkt ist die Bildung und deswegen tun wir alles, um diese in Österreich voranzutreiben. Finanzielle Bildung stärkt auch das finanzielle Wohlbefinden, das Selbstwertgefühl sowie die positive psychische Verfassung und verringert im Gegenzug finanziellen Stress und Probleme.

    Ich kann als Abschluss nur den Appell an jeden richten, sich mit seinen Finanzen selbst auseinanderzusetzen und mit dem Investieren zu starten, auch wenn es noch weit in der Ferne liegen mag, aber Zeit ist Geld und bei der Vorsorge der mit Abstand stärkste Hebel.

    Weitere Informationen:

    • Studiengang

    Der berufsbegleitende Master-Studiengang Digital Business Communications bereitet ideal für Karriere in Corporate Communications, Public und Investor Relations oder Sustainability Communications vor. Bei Fragen wenden Sie sich gerne an die Studiengangsleiterin Monika Kovarova-Simecek.

    • Das Webinar

    „GenZ und der Kapitalmarkt“ findet am 20. April um 16:00 Uhr online statt: Hier geht es gleich zur Anmeldung.

    • Expert*inneninterviews

    Weitere interessante Interviews können Sie in der Rubrik "Expert*inneninterviews" lesen.

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    FH-Prof. Mag. Kovarova-Simecek Monika

    FH-Prof. Mag. Monika Kovarova-Simecek

    Stellvertretende Leiterin des FH-Kollegiums Studiengangsleiterin Digital Business Communications (MA) Studiengangsleiterin Digital Management und Sustainability (MA) Stellvertretende Studiengangsleiterin Management und Digital Business (BA) Department Digital Business und Innovation