Die positiven Seiten aktiver Mobilität
Projekt erhebt die Effekte von Rad- und Fußverkehr auf Gesundheit und Wirtschaft
Ein Forschungsprojekt der FH St. Pölten entwickelt ein Bewertungsinstrument, das die Wechselwirkungen zwischen Rad- und Fußverkehr, Gesundheit und Wirtschaft quantitativ erfassbar macht. Es soll Entscheidungsträger*innen als Grundlage für Maßnahmen und Förderungen dienen.
Aktive Mobilität wird immer wichtiger
Aktive Mobilität nimmt seit einigen Jahren einen immer größeren Stellenwert ein. Sie umfasst Fortbewegungsarten, die ganz oder teilweise auf Muskelkraft beruhen, wie zum Beispiel Radfahren, zu Fuß gehen und Tretroller fahren. Das ist gut für die Gesundheit, reduziert den Ausstoß an Treibhausgasen und wirkt dem Klimawandel entgegen.
„Obwohl diese positiven Effekte in den einzelnen Sektoren klar erkennbar sind, werden Maßnahmen zur Förderung aktiver Mobilität in der Planung, bei der Zuweisung von Geldern und bei den politischen Entscheidungsprozessen derzeit nur unzureichend intersektoral berücksichtigt“, sagt Alexandra Anderluh, Forscherin am Carl Ritter von Ghega Institut für integrierte Mobilitätsforschung der FH St. Pölten.
Volkswirtschaftlicher Nutzen
Laut Anderluh gibt es in Österreich nur wenige Studien zu den wirtschaftlichen Auswirkungen des Radverkehrs und Untersuchungen zum Fußverkehr fehlen weitgehend. Es bestehe also Aufholbedarf – vor allem auch deshalb, weil internationale Arbeiten zeigten, dass die positiven Effekte aktiver Mobilität über den Wert für Gesundheit und Klimaschutz hinausgehen. Zum Beispiel kann der Radverkehr zu Produktivitätssteigerungen in damit verbundenen Branchen führen, aber auch dazu beitragen, dass mehr lokale Geschäfte besucht werden und der Umsatz dort gesteigert wird. Auch die gesundheitlichen Auswirkungen aktiver Mobilität gilt es volkswirtschaftlich zu quantifizieren.
Solche Effekte will Anderluh gemeinsam mit dem Projektpartner tbw research GesmbH im vor kurzem gestarteten Forschungsprojekt EFFECTS erfassen. Das Projekt ist breit angelegt und zielt darauf ab, Erkenntnisse aus verschiedenen Einzeldisziplinen (Mobilität, Gesundheit, Wirtschaft) so zusammenzuführen, dass daraus neues Wissen über Wirkungszusammenhänge entsteht.
„Die gewonnenen Erkenntnisse sollen als Entscheidungs- und Argumentationsgrundlage dienen und dazu beitragen, Verkehrssysteme in Richtung von mehr Nachhaltigkeit weiterzuentwickeln“, sagt Anderluh.
Zusammenhänge, Wirkungen, Kennzahlen und Simulationen
Das Projekt will Wirkungszusammenhänge zwischen aktiver Mobilität, Gesundheit und Wirtschaft identifizieren, die Zusammenhänge österreichweit erfassen und Kennzahlen dazu erstellen. Die Ergebnisse sollen eine Argumentations- und Wissensgrundlage darstellen, auf deren Basis herausgearbeitet werden kann:
- wo sinnvolle Kooperationen zwischen Politik- und Verwaltungsbereichen möglich sind
- wo und auf welche Weise steuernd eingegriffen werden kann
- wo weiterer Forschungsbedarf besteht
Die Kennzahlen sollen es erlauben, den Einfluss von aktiver Mobilität auf die Gesundheit sowie die volkswirtschaftlichen Folgewirkungen (Wertschöpfung, Beschäftigung, Produktion) abzuschätzen. Weitere Informationen wie Gender- und Diversity-Aspekte, Lebensstile und Alter werden miteinbezogen. Die Basis für die Kennzahlen bilden bereits erhobene Daten, Vorstudien und Gespräche mit Expert*innen. Außerdem simulieren die Forscher*innen im Projekt Entwicklungspfade und Szenarien zur aktiven Mobilität. Mithilfe der Simulationen können verkehrliche, gesundheitliche und wirtschaftliche Effekte quantitativ abgeschätzt werden.
„Das Hauptergebnis des Projektes soll ein Bewertungstool sein, das Verantwortungsträger*innen in Politik, Verwaltung und Wirtschaft ein Werkzeug an die Hand gibt, um Maßnahmen im Bereich der aktiven Mobilität gezielt zu setzen“, sagt Anderluh.
Projekt EFFECTS – Intersektorale Wirkungsimplikationen und Potentiale aktiver Mobilität
Das Projekt EFFECTS wird vom Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie über das FFG-Programm „Mobilität der Zukunft“ gefördert. Partner im Projekt ist die tbw research GesmbH.