Mit Sorge um die Care-Arbeit
Wie der Solidarstaat zukunftsfähig gestaltet werden kann – Fachtagung
Am 3. Dezember fand die Fachtagung „Mit Sorge um die Care-Arbeit – Was kümmert‘s den Solidarstaat?“ im Arbeitnehmer*innenzentrum in St. Pölten statt. Die Veranstaltung wurde gemeinsam von der Fachhochschule St. Pölten, der Gewerkschaft GPA und der AK Niederösterreich organisiert.
„Care-“ oder Sorgearbeit umschreibt Tätigkeiten wie Kinderbetreuung, Pflege oder auch Hausarbeit. Diese sind für uns alle lebenswichtige Aufgaben, die meist – mangels entsprechender Vorsorgeeinrichtungen – unbezahlt und großteils von Frauen verrichtet werden. Der aktuelle Pflege- und Kinderbetreuungsnotstand führt so zu einer immensen Doppel- bzw. Dreifachbelastung, die unseren Solidarstaat auch vor Herausforderungen stellt.
Welchen Wert hat Care-Arbeit
Welchen Wert hat Care-Arbeit und wie kann das Solidarstaatsmodell nachhaltig gestaltet werden, um eine bessere Vereinbarkeit von Care- und Lohnarbeit zu erreichen und die Geschlechterungleichheit zu überwinden? Über diese und weitere Fragen tauschten sich 130 Teilnehmende aus – darunter Sozialarbeiter*innen, Betriebsrät*innen, Wissenschafter*innen und Studierende des Bachelor-Studiengangs Soziale Arbeit der FH St. Pölten.
„Care-Arbeit ist notwendig für unsere Gesellschaft. Zu einem überwiegenden Teil wird sie von Frauen und unbezahlt oder niedrig entlohnt, bewältigt. In einem Solidarstaat braucht es die finanzielle Absicherung des Sektors und eine gerechtere Aufteilung von Sorgearbeit“, sagt Christine Haselbacher, Leiterin der Fakultät Gesundheit und Soziales und des Bachelor-Studiengangs Soziale Arbeit der FH St. Pölten.
„Care-Arbeit ist keine private Nebensache, sondern ein essenzieller Bestandteil unseres Solidarstaats. Um eine gerechte Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu ermöglichen, müssen wir ihre Bedeutung anerkennen, bessere Rahmenbedingungen schaffen und für faire Wertschätzung sorgen“, betont Thomas Schäffer, Vizepräsident der AK Niederösterreich bei der Eröffnung der Fachtagung.
Widersprüchlichkeiten und Gleichzeitigkeiten in der bezahlten Sorgearbeit
Namhafte Expert*innen, wie Ökonom, Jurist und Universitätslektor Stephan Schulmeister und Sophie Achleitner vom Momentum Institut, gaben während der Fachtagung vielfältige Einblicke in das Thema.
„Die Präkarisierung der Care-Arbeit ist Teil einer multidisziplinären Krise. Sie ist Resultat des Finanzkapitalismus und dessen ideologischer Rechtfertigung, des Neoliberalismus. Beides begünstigt Privatisierung von Teilen des Sozialstaats und eine Überbetonung von Marktmechanismen“, so Schulmeister.
Die Fachtagung „Mit Sorge um die Care-Arbeit – 'Was kümmert’s den Solidarstaat?“ wurde von der FH St. Pölten, der Gewerkschaft GPA und der AK Niederösterreich organisiert und ist Teil der Ringvorlesung „Der Sozialstaat aus verschiedener Sicht“ der FH St. Pölten.
Ringvorlesung „Der Sozialstaat aus verschiedener Sicht“
Im Rahmen der Ringvorlesung „Der Sozialstaat aus verschiedener Sicht“ des Bachelor-Studiengangs Soziale Arbeit der FH St. Pölten präsentieren Expert*innen in unterschiedlichen Vorträgen ihre Sichtweise zum Thema.
Mehr Infos und Termine zur Ringvorlesung „Der Sozialstaat aus verschiedener Sicht“
FH-Prof. DSA Mag. (FH) Christine Haselbacher
Leiterin Fakultät für Gesundheit und Soziales Studiengangsleiterin Soziale Arbeit (BA) Mitglied Erweiterte Hochschulleitung Mitglied des Kollegiums 2023 bis 2026 Department SozialesMag. Thomas Immervoll , Bakk.
Departmentassistent Department SozialesSandra Lagler , BA, MA
Expertin Video Production und Corporate CommunicationsMarketing und Unternehmenskommunikation