Am 20. April 2023 findet unser Webinar statt: GenZ und der Kapitalmarkt.
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Als Vorgeschmack finden Sie hier Interviews mit unseren Podiumsgästen:
„Dreh- und Angelpunkt ist die Bildung“, sagt Philipp Genduth
Interview mit Philipp Genduth, Co-Founder bei Finanzenverstehen.at
Im Gespräch mit Celine Spitzer, Florian Maier, Nikolas Kiener und Alexander Reitler
Copyright: Philipp Lipiarski
Wie sollten Personen deiner Meinung nach vorgehen, wenn sie zum ersten Mal am Kapitalmarkt investieren möchten? Wo sollten sich junge interessierte Anleger*innen Informationen beschaffen und welche Anlageprodukte sind deiner Meinung nach für den Start empfehlenswert?
Wissen aufbauen, dann mit kleinen Beträgen starten, sozusagen hineinschnuppern in den Kapitalmarkt und mit diesem vielleicht noch unbekannten Instrument mitwachsen. Alles wird digitaler, daher ist dies am einfachsten im Internet, auf diversen Webseiten, auf Social Media oder auf Youtube möglich, aber auch einschlägige Bücher und die Unternehmenswebseiten enthalten immer bessere und einfachere Informationen.
Wichtig ist hierbei jedoch, dass man sich bei diversen Stellen lediglich Wissen aneignet und keine Investmenttipps befolgt. Es ist oft nicht einfach, seriöse Quellen zu finden, daher ist es umso wichtiger, die grundsätzliche finanzielle Bildung zu stärken, um Inhalte differenzieren zu können.
Für Anfänger eignen sich meiner Meinung nach breit gestreute Investmentfondsprodukte wie ETFs oder Fonds, bei Fonds sollten jedoch unbedingt die laufenden Kosten und Abschlusskosten beachtet werden, hierbei empfiehlt sich immer ein Vergleich der verschiedenen Produkte, da die Höhe der Kosten stark variieren kann. Von Einzelaktien, Kryptos, Crowdinvesting zum Start würde ich persönlich abraten, da hier doch ein gewisses Maß an Wissen, Eigeninteresse und höhere Risikoaffinität vorliegen sollte. Mit dem Investieren zu starten ist keine Raketenwissenschaft und das kann heute jeder bereits ab kleinen Beträgen.
Werden deiner Meinung nach Online-Broker und andere Online-Finanzservices klassische Banken langfristig ersetzen?
Ich glaube nicht, dass Banken grundsätzlich ersetzt werden, denn sie sind eine tragende Säule unseres weltweiten Wirtschaftssystems. Was ich jedoch denke, ist, dass Banken mit der Zeit gehen, sich anpassen und auch moderner werden müssen, das Sparbuch zur Anlage und der Bausparer haben ausgedient. Online-Broker, Neo-Banken und Online-Finanzservices sind ein wichtiger Innovationssprung, gerade um jungen Anlegern kostengünstig und einfach den Einstieg in den Kapitalmarkt zu ermöglichen. Ein wichtiger Punkt in der Digitalisierung ist jedoch, kostengünstige oder kostenlose Girokonten für die Kunden anzubieten, überhaupt im Hinblick auf Überweisungsgebühren, es kommt einem oftmals so vor, als würde hier jemand sitzen, der das Geld von Bank A nach Bank B trägt, Überweisungen sind heute aber bereits alle elektronisch und daher sind solche Kosten nicht mehr nachvollziehbar. Wir stehen gerade an einem technologischen Wendepunkt mit künstlicher Intelligenz, neuen digitalen Services und dem Climate Change, daher wird dies eine spannende Zeit in jeglicher Hinsicht.
Wie wird deiner Meinung nach der Finanzalltag der Gen Z in 10 Jahren aussehen?
Ich hoffe, dass sich die grundsätzliche finanzielle Bildung dank vieler privater, aber auch staatlicher Initiativen verbessert und das der Lehrplan um das Thema Finanzbildung als eine tragende Rolle in einer sinnvollen Art und Weise ergänzt wird.
Man merkt bereits ein starkes Interesse seitens der „jungen Generation“ an Finanzthemen und der persönlichen Altersvorsorge. Das kürzlich publizierte Ergebnis des Aktienbarometers von der Industriellenvereinigung, Wiener Börse und Aktienforum zeigt auf, dass bereits 25 % der Menschen in Österreich Wertpapiere besitzen und 76 % dieser Anleger verdienen unter EUR 3.000,– monatlich, es ist also kein Thema für Reiche.
Man merkt, dass Wertpapiere im Mainstream angekommen sind und dazu beigetragen haben, die immer offensichtlicher werdenden Schwächen unseres umlagefinanzierten Pensionssystems sowie die jetzige Zins- und Inflationssituation.
Da ich aber keine Glaskugel besitze, handelt es sich hier nur um Mutmaßungen und Wünsche, Dreh und Angelpunkt ist die Bildung und deswegen tun wir alles, um diese in Österreich voranzutreiben. Finanzielle Bildung stärkt auch das finanzielle Wohlbefinden, das Selbstwertgefühl sowie die positive psychische Verfassung und verringert im Gegenzug finanziellen Stress und Probleme.
Ich kann als Abschluss nur den Appell an jeden richten, sich mit seinen Finanzen selbst auseinanderzusetzen und mit dem Investieren zu starten, auch wenn es noch weit in der Ferne liegen mag, aber Zeit ist Geld und bei der Vorsorge der mit Abstand stärkste Hebel.
Erwin Hof über Dos und Don‘ts bei Investieren
Interview mit Erwin Hof, Financial Literacy & Digital Expert @ Wiener Börse AG
Im Gespräch mit Celine Spitzer, Nikolas Kiener, Florian Maier und Alexander Reitler

Copyright: Wiener Börse
Welche Ratschläge würdest du Personen aus der Gen Z geben, die erstmalig am Kapitalmarkt investieren?
Es gibt fünf wesentliche Grundsätze, die man beim langfristigen Vermögensaufbau mit Wertpapieren beherzigen sollte:
1. Durch einen langfristigen Planungshorizont werden kurzfristige Kursschwankungen an den Börsen zumindest teilweise abgefedert.
2. Auf eine breite Diversifikation achten und das Vermögen nicht auf eine Karte setzen.
3. Nicht versuchen den Markt zu „timen“, also nicht auf ideale Kauf- und Verkaufszeitpunkte abzielen, sondern regelmäßig – etwa über einen Sparplan – investieren.
4. Nur in Produkte investieren, die man versteht oder sich erklären lassen kann.
5. Kosten wie Gebühren und Spesen verringern die Rendite zum Teil erheblich. Daher stets die Kosten im Auge behalten.
Bei dem Thema Financial Literacy in Österreich besteht gerade bei der Gen Z noch immer Verbesserungsbedarf. Die Wiener Börse engagiert sich in der Finanzbildung für alle Generationen.
Kannst du sowohl generationenübergreifend als auch spezifisch bei der Gen Z eine Verbesserung beim Finanzwissen in den letzten Jahren erkennen?
Nationale und internationale Studien liefern unterschiedliche Ergebnisse, wenn es um das Finanzwissen in Österreich geht. Auffallend ist aber, dass das internationale Niveau generell niedrig ist und weltweit Handlungsbedarf besteht, damit Menschen mündige Entscheidungen in Finanz- und Geldfragen treffen können. Für Dezember 2023 werden die Ergebnisse der letztjährigen PISA-Studie erwartet, wo Österreich erstmals auch das Financial-Literacy-Modul inkludiert hat. Dann wissen wir zumindest, wie es mit der Finanzbildung im Schulbereich aussieht. Seit 2019 registriere ich generell mehr Interesse an Finanzthemen über alle Altersklassen hinweg. Diese Entwicklung stimmt mich positiv.
Durch die Digitalisierung erhalten Investor*innen Zugang zu mehr Informationsangeboten als jemals zuvor. Das kann zu Überforderung führen. Welche Tipps hast Du für uns, um sich mit dieser Informationsdichte am Kapitalmarkt zurechtzufinden?
Zuallererst sind seriöse, unabhängige Informationen das A & O. Anleger*innen sollten sich daher folgende Fragen stellen: Wer steckt hinter dem Info-Angebot? Werden überdurchschnittliche Renditen mit gleichzeitig hoher Sicherheit versprochen? Diese Fragen helfen, unseriöse Quellen auszusortieren.
Ferner sollte man sich auf jene Quellen konzentrieren, die zur gewählten Anlagestrategie passen. Es macht wenig Sinn, den Kursticker täglich zu verfolgen, wenn in einem globalen Aktien-ETF monatlich angespart wird. Und noch ein Tipp, um in der Informationsflut nicht unterzugehen: Investor*innen sollten wöchentliche Zeitbudgets bzw. fixe Zeiten für den Informationskonsum festlegen. So geht man gelassen mit der Informationsvielfalt um und läuft nicht Gefahr, etwas zu verpassen.
Christoph Rainer: “Es wird Zeit, dass sich Unternehmen GenZ-Talente in den IR-Bereich holen!”
Interview mit Christoph Rainer, Head of Investor Relations bei UBM Development
Im Gespräch mit Celine Spitzer, Florian Maier, Nikolas Kiener und Alexander Reitler

Copyright: UBM Development
Warum haben deiner Meinung nach so viele Unternehmen noch keinen Social Media Account für ihre Investor Relations, obwohl die Nachfrage nach derartigem Content seitens der Gen Z besteht?
Die Regulatorik im Zusammenhang mit dem Kapitalmarkt ist der eine Grund, der zweite ist die Arbeit dahinter.
Bei uns arbeitet ein großes Team, um ausschließlich hochqualitativen Content zu produzieren. Social Media bzw. LinkedIn kann meiner Meinung nur funktionieren, wenn man jeden Tag etwas berichtet, um beim Algorithmus vorne mit dabei zu sein. In erster Linie posten wir als UBM sehr viel über Architektur, Stadtplanung, Interior etc. Das sogenannte „UBM Magazin“. Unser Content hat nicht immer direkt mit der UBM als Unternehmen was zu tun, aber sehr wohl damit, was unsere Kernkompetenz ist. Mindestens einmal pro Woche mischen wir auch Beiträge von der UBM hinzu.
Die Ergebnisse unserer empirischen Studie zeigen auf, dass Social Media für die Gen Z relevant ist, um Informationen zum Kapitalmarkt zu erhalten. Warum stellt Social Media trotzdem noch immer ein Randthema in der Investor Relations dar?
Bei Investor Relations geht es um Unternehmenskommunikation mit dem Kapitalmarkt. Wir pflegen den Kontakt zu Aktionär*innen bzw. Investor*innen, Analyst*innen und Finanzmedien. Als Aktiengesellschaft müssen wir stets Vorsicht walten lassen, was wir kommunizieren bzw. kommunizieren dürfen, um niemanden einen Wissensvorsprung zu geben. Bei Social Media gibt es meiner Meinung nach noch keine „Best Practice“ Beispiele, daher ist es für viele Unternehmen noch eine große Herausforderung. Es liegt aber bestimmt auch daran, dass viele in der Berufsgruppe Investor Relations noch keine Erfahrungen mit der GenZ haben. Deshalb wird es Zeit, dass sich Unternehmen GenZ Talente in den IR-Bereich holen!
Die digitale Transformation spielt in der Investor Relations eine wichtige Rolle. Wie geht die UBM den digitalen Wandel an? Wie sieht die digitale Strategie der Investor Relations von der UBM aus?
Bei der Digitalisierung der IR geht es vor allem darum, die Prozesse auf die digitale Schiene zu bringen. Wir haben zum Beispiel Tools, die uns viel Mehraufwand sparen wie z. B. ein Berichtstool, in dem wir mit vielen Leuten gleichzeitig an einem Geschäftsbericht arbeiten können.
Wir nutzen aber auch Bloomberg oder Capital IQ von Standard & Poor‘s um diverse Datenanalysen zu machen. Die IR-Arbeit wird dadurch sehr erleichtert.
Seit dem Beginn der Pandemie fanden auch viele Meetings virtuell statt, was aus Umweltgründen definitiv eine Verbesserung darstellt, wenn man für ein Meeting nicht mehr nach London fliegen muss. Am Ende des Tages macht die IR-Arbeit aber immer noch am meisten Spaß, wenn man sich mit den Investor*innen im direkten Gespräch austauscht.
„KI-gestützte Content Creation wird in der IR bald zum Standard gehören“, Monika Kovarova-Simecek im Interview
Interview mit Monika Kovarova-Simecek Studiengangsleiterin von Master Digital Business Communications an der FH St. Pölten
Geführt von Celine Spitzer, Florian Maier, Nikolas Kiener und Alexander Reitler
Copyright: Leon Hollogschwandter
Was ist die Zukunftsplattform der GenZ auf Social Media für Kapitalmarktthemen?
Vorweg: Die GenZ ist eine Generation der Social Media Natives. Sie sind mit Social Media groß geworden und das prägt das Kommunikationsverhalten dieser Generation stärker als aller Generationen davor. Das müssen wir uns vergegenwärtigen, wenn wir diese Generation erreichen möchten – ohne Social Media wird es nicht gelingen.
Die GenZ lebt nicht ausschließlich in einer Social Media Bubble. Sie ist – gerade wenn es um den Kapitalmarkt und um Finanzthemen geht – sehr informiert. Dafür nutzt sie viele unterschiedliche Quellen wie Finanzportale, Unternehmenswebsites, Bücher, Podcasts usw. Das Interesse und die Aufmerksamkeit für eine bestimmte andere Quelle wird aber durch Social Media generiert.
Die aktuell am stärksten genutzten Social Media Kanäle sind im Zusammenhang mit Kapitalmarktthemen – das sehen wir auch am Beispiel von Finfluencern – Instagram und YouTube. Gerade Instagram wird in vielen Unternehmen aber noch nicht als ein Kanal wahrgenommen, der sich auch für professionelle IR-Kommunikation eignet. Das ist allerdings ein Trugschluss.
LinkedIn ist derzeit der am schnellsten wachsende Social Media Kanal. Wir können davon ausgehen, dass LinkedIn künftig alle anderen Kanäle überholt, auch wegen seiner Einbettung in Microsoft-Produkte. Es ist nicht nur für berufliche Netzwerke, sondern auch für jüngere Menschen geeignet, die Informationen über Unternehmen, Jobs und Trends suchen. Die Kommunikations- und IR-Branche ist auf LinkedIn gut vertreten. Ich animiere meine Studierende, sich schon während des Studiums ein professionelles Profil zu erstellen. Ein gutes LinkedIn Profil ist derzeit die beste digitale Visitenkarte.
Wie sieht der derzeitige Status Quo der Digitalisierung in der IR von börsennotierten Unternehmen in Österreich derzeit aus? Gibt es deiner Meinung nach Handlungsbedarf in der Digitalisierung der IR?
In der Investor Relations gibt es in Punkto Social Media tatsächlich noch Luft nach oben, aber auch schon sehr gute Initiativen und Praktiken. Social Media in der IR bedeutet aber nicht, dass alle bisherigen Aktivitäten irrelevant werden. Ganz und gar nicht. Auch die GenZ ist nicht in einer Social Media Bubble gefangen. Die jüngeren Generationen an Stakeholdern nutzen unterschiedliche Quellen, um Informationen zu Finanzthemen zu erhalten und sich darüber auszutauschen. Der Weg dorthin führt aber zu 90 % über Social Media. Es geht also darum, auf Social Media das Interesse zu wecken und die Aufmerksamkeit für das eigenen Unternehmen zu generieren.
Wie wird sich deiner Meinung die IR-Kommunikation durch die Gen Z verändern müssen, um die junge Generation als Kapitalgeber*innen langfristig zu gewinnen?
Gute Social Media Kommunikation ist keine technische, sondern vor allem eine kulturelle Frage. Digitale Kommunikation dieser Art erfordert Umdenken auf der obersten Ebene. Erst, wenn der Vorstand und die IROs verstehen, warum Social Media unverzichtbar ist, sie selbst auf Social Media sind und die Logiken und Mechanismen begreifen, werden andere in Unternehmen die Sinnhaftigkeit von Social Media nicht hinterfragen. Denn gute Social Media Arbeit ist mit viel Aufwand und Veränderungen, z. B. im Hinblick auf die Koordination mit anderen Abteilungen oder Know how, verbunden.
Die Art und Weise, wie Social Media Plattformen genutzt werden, unterscheidet sich nämlich von der älteren Generation, da sie oft auf visuelle Inhalte, kurze Videos und eine unterhaltsame Präsentation Wert legen. Daher ist es sinnvoll, sich auf die Schaffung von ansprechenden, benutzerfreundlichen und interaktiven Inhalten zu konzentrieren, um das Interesse der GenZ an Kapitalmarktthemen zu wecken und aufrechtzuerhalten. Das wiederum braucht neue Kompetenzen und Skills in der IR. Auch die Nutzung von KI-Tools, die bei der digitale Content Creation unterstützen, wird künftig zum Standard in der IR gehören, um die wachsende Vielfalt an Zielgruppen und Kanälen in der IR effektiv und effizient meistern zu können.