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Internationales Szenarientraining

Christoph Redelsteiner simulierte biopsychosozialen Akutfall / Team mit Benjamin Roszipal siegt in Kategorie "International Physician Crews"

Christoph Redelsteiner und Teilnehmer*innen der Rallye Rejvíz
Copyright: Carsten Harz

Bereits seit 1997 findet der internationale Simulationswettbewerb Rallye Rejvíz statt. Auch heuer folgten etwa 800 Teilnehmer*innen, Schauspieler*innen und Bewerter*innen der Einladung ins tschechische Altvatergebirge.

Christoph Redelsteiner, Notfallsanitäter und Sozialarbeiter, ist seit mehr als 20 Jahren als Entwickler und internationaler Bewerter von Szenarien im Einsatz. Er trainierte erfolgreich Teams aus Österreich und Kanada und lehrte jahrelang an der Medizinischen Universität Olomouc (CZ). Viele seiner ehemaligen Studierenden trainieren nun selbst Studierende aus Tschechien und der Slowakei. Die dortigen Medizinuniversitäten und Fachhochschulen für Pflege- und Sanitäter*innenausbildung entsenden jeweils Teams von Studierenden zum Wettbewerb.

Für internationale Notärzt*innen und Paramedics sowie tschechische und slowakische Rettungsfachkräfte gibt es im Wettbewerb jeweils einen eigenen Zweig. Unter den Teilnehmer*innen, Trainer*innen und Schauspieler*innen waren Menschen aus ganz Europa sowie der Türkei, Japan, USA, Kanada, Australien, Neuseeland. Mehr als 40 Universitäten, Fachhochschulen, Gebietskörperschaften, Firmen, Polizei-, Feuerwehr-, Rettungs- und Sozialdienste stellen Personal, Geräte und Infrastruktur zur Verfügung.

Teilnehmer*innen der Rallye Rejvíz

Fallbeispiel: Ressourcenmangel und Entscheidungsdruck

Christoph Redelsteiner entwickelte für den aktuellen Bewerb ein Fallbeispiel, bei dem eine pflegende Angehörige einen akuten Schlaganfall bekommt. Der von ihr betreute Ehemann mit einer schweren Demenz konnte nicht genau mitteilen, dass mit seiner Frau etwas nicht stimmte. Er verständigte aber nach einiger Zeit über seinen Seniorennotruf den Rettungsdienst.

Die Teams mussten die Patientin rasch versorgen und einem Schlaganfallzentrum zuführen, aber gleichzeitig erkennen, dass sie den Mann nicht allein in der Wohnung zurücklassen konnten. Zusätzliche Ressourcen wie Sozialarbeit, Pflege, Hausärzt*innen oder Polizei waren nicht zeitnah verfügbar. Das Dilemma konnte durch das vorübergehende Einbeziehen des Nachbars und Einleiten einer weiteren Betreuung gelöst werden. In Niederösterreich stünden dafür etwa Acute Community Nurses und Akutsozialarbeiter*innen zur Verfügung.

Bei der Simulation wurden neben medizinischen auch kommunikative Aspekte und das Aufbauen eines Sicherheitsnetzes für den Mann mitbewertet. Einige Teams entschieden sich für die Strategie, auch den Mann mit ins Krankenhaus zu nehmen, verlängerten dadurch aber die Zeit bis zum Transportbeginn, was sich negativ auf die knappe verbleibende Interventionszeit für die Schlaganfallpatientin auswirkte.

Dichtes Programm für Teams

Die Teams mussten innerhalb von 24 Stunden elf Einsatzszenarien inklusive praktischer und theoretischer Testsequenzen absolvieren. Dabei werden auch Lärm, Licht, Zuschauer als Ablenkungsfaktoren simuliert, was Fokussierungsschwierigkeiten verstärkte. Die zeitliche Einsatzverteilung führt auch zu Schlafmangel und damit verbunden zu höherer Fehleranfälligkeit und erschwert Entscheidungsfindung.

"Simulationen sind genau der richtige Platz, um mit solchen Drucksituationen besser umgehen zu lernen, seine Grenzen zu erkennen und handlungsfähig zu bleiben", so Christoph Redelsteiner. "Nur durch praktisches Training ist das umfangreiche Wissen der Teilnehmer auch abrufbar. Checklisten helfen, rasche Kurzanalysen im Team unter Einbeziehung aller Helfer bei kritischen Entscheidungen. Auch konsequent bei Unsicherheiten auch rasch auf externe Fachkräfte und Informationssysteme zugreifen zu können ist in komplexen Situationen ebenso wichtig." Nach zumindest vier Erholungsstunden gibt es für die Teams eine Nachbesprechung aller Stationen. Die Referees der Stationen stehen für individuelles Feedback zur Verfügung und besprechen auch Bewertungen und erhalten von den Teilnehmer*innen Rückmeldungen zur Simulation.

Das Team von Benjamin Roszipal Copyright: KAGes

Benjamin Roszipal gewinnt in der Kategorie „International Physician Crews“

Besonders erfreulich: Benjamin Roszipal, Notfallsanitäter und Absolvent des Bachelorstudiums Gesundheits- und KrankenpflegePLUS, sowie Junior Researcher am Institut für Gesundheitswissenschaften, war mit Kolleg*innen der Steiermärkischen Krankenanstaltengesellschaft und Medizinischen Universität Graz am Start – das Team gewann in der Kategorie "International Physician Crews" den ersten Platz und setzte sich gegen elf andere Teams durch.

"Wettkämpfe in dieser Größe und mit diesem Detailgrad sind das perfekte Lern- und Belastungssetting und zeigt, wie komplex Notfallmedizin sein kann. Speziell bei der Rallye Rejvíz stimmt alles, von der App-Alarmierung bis hin zur Auswahl des richtigen Zielkrankenhauses bis zur dortigen Übergabe. Eine tolle Erfahrung", so Benjamin Roszipal.

Die Kategorie "Paramedic International" gewannen Sanitäter*innen des Rettungsdienstes Zürich.

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