Kino-Premiere für "it's my Fucking Story"
FLINTA* Netzwerktreffen im Schikaneder: Vier Filmprojekte von überwiegend frauendominierenden Filmteams feierten ihre (Ur-)Aufführung
Vor über 2 Jahren starteten Studentinnen der Masterklasse Film & TV, Jahrgang 2021, des Studiengangs Digital Media Production das Projekt "Women’s Business". Hervorgegangen ist das Projekt aus dem ersten, gleichnamigen Kurzfilmprojekt, welches inzwischen nach einem äußerst erfolgreichen Festivalrun veröffentlicht wurde. Das Team hat es sich zum Ziel gesetzt, junge Frauen in der österreichischen Filmbranche zu fördern und zu vernetzen.
Ende Februar 2024 fand die Kinopremiere des Piloten der Mini-Serie "it's my Fucking Story" im Schikaneder in Wien statt. Dem Motto "Women’s Business" treu bleibend, wurde daraus kurzerhand ein Kinoevent, bei dem drei weitere Projekte (ur-)aufgeführt wurden, welche von überwiegend frauendominierenden Filmteams realisiert worden sind: "JUST A LITTLE" und "the name of SHAME" von Free°Angle sowie "hægtesse" von Eve Roth.
Von der FH auf die große Leinwand
Warum kann ich nicht einfach ich sein? So lautet die zentrale Frage der Pilotfolge von "it's my Fucking Story".
Zum Inhalt: SAM, Anfang 20, macht sich Gedanken über die eigene Geschlechteridentität. Dies führt immer wieder zu Konflikten, mit Familie, Freunden und Fremden. So gibt es auch wieder Ärger beim Familienessen mit Sams Mutter, die einfach nicht verstehen will, dass Sam nicht mehr das kleine Mädchen ist, das so gerne Kleider trug. Sam flieht in einen Nachtclub. Dort, im sicheren Raum der Damentoilette, begegnet Sam in dieser Nacht den Geschichten verschiedener Frauen. Für jede von ihnen bedeutet diese Nacht im Club etwas anderes, aber sie alle eint die Sehnsucht nach einem sicheren Ort, an dem sie dem Leben für einen Moment entfliehen können.
Filmstill: it's my Fucking Story
Umgesetzt als finales Projekt in der Masterklasse Film & TV holten sich Elisabeth Ehrenhauser, Tanja Ploner und Helene Sorger dazu weitere weibliche Verstärkung aus anderen Jahrgängen, Studiengängen, von Absolventinnen wie auch von weiteren weiblichen Filmschaffenden außerhalb der Fachhochschule. Die Themen der ganzen Serie behandeln Geschlechteridentität, Sexualität, Zivilcourage, Sexismus, Drogenmissbrauch und Gewalt an Frauen.
Die Premiere im Schikaneder war zudem der Start der Veröffentlichung von "it's my Fucking Story" auf YouTube, nachdem die Pilotfolge bei Festivals aktuell schon 17 Award-Gewinne und Nominierungen für sich beanspruchen konnte.
3 weitere Filmprojekte frauendominierender Filmteams
"JUST A LITTLE" widmet sich Fragen, die heutzutage nur selten aktiv thematisiert werden. Es kann bedrohlich und spannungsgeladen sein, die eigene Wahrheit mit dem Umfeld zu teilen, vor allem wenn sie eine Art "Schwere" und "Dunkelheit" mit sich bringt. Zu oft hören wir, man müsse sich auf das "Positive" fokussieren, sich vorwärtsbewegen und ignorieren, was die Seele belastet.
"Doch was, wenn sich dein Trauma nicht mehr verleugnen lässt? Was, wenn man von destruktiven Gedanken aufgefressen und dir all deine Freude, all deine Hoffnung genommen wird?", fragen sich Free°Angle in diesem Projekt.
Filmstill: JUST A LITTLE
"the name of SHAME" ist das erste Musikvideo des Power-Duos The Feel Fighters, das mit Texten, Themen und Sounds nicht nur provozieren will, sondern auch Raum schaffen möchte für alle Emotionen, auch die negativ besetzten. Die oft bei Frauen nicht zugelassene Emotion der Wut sei zentral in dem Song. Durch bedrängende Bilder und kontrastreiche Lichtsetzung werde das intensive Gefühl vermittelt, so das Duo.
Filmstill: the name of SHAME
"hægtesse" erkundet auf experimentelle Weise die verschiedenen Realitäten von FLINTA*-Personen und ihre Erfahrungen mit der eigenen Weiblichkeit. Erforscht wird dabei das Loslassen der verinnerlichten Konditionierungen, die man gegenüber weiblichen Attributen erlernt. Dieses Hinterfragen ermögliche das Wiederfinden der eigenen Autonomie.
"Damit wir unsere eigenen Geschichten erzählen können, war es mir sehr wichtig, eine reine FLINTA*-Cast und -Crew für dieses Projekt zusammenzustellen", erzählt Eve Roth, Regisseurin von "hægtesse", die diese Aufgabe gemeinsam mit Produzentin Kathy Simunek und Regieassistentin Verena Graf umsetzte. Ganz im Sinne der Message des Filmes hat der Cast außerdem mithilfe einer praktizierenden Hexe echte Rituale durchgeführt. Dabei lag der Fokus auf der Befreiung von negativen Assoziationen im Zusammenhang mit der Femininität. Das habe ihnen erlaubt, versteckte Emotionen rauszulassen und authentische Bilder einzufangen, berichtet DOP Philine Hofmann.
Filmstill: hægtesse
Was haben alle diese Filmemacherinnen gemeinsam?
Die Filmbranche sei leider doch noch sehr männer-dominiert und generell sei es vor allem für junge Filmemacherinnen oft schwer, sich auszutauschen. Man bleibe meistens in seinen bekannten Crews und Kreisen, bedauert Tanja Ploner, Organisatorin des Events und Gründerin von Women’s Business. Diese Veranstaltung diente daher auch als ein Netzwerktreffen für weitere mögliche Kooperationen in der Zukunft.
Und der Anklang ist augenscheinlich: Am Premierentag fanden sich fast 100 Leute im Schikaneder ein, um sich die vier Projekte gemeinsam anzusehen und im Anschluss an der Bar noch ausgiebig darüber zu diskutieren.
Women's Business – ein Erfolgskonzept
Der Studiengang Digital Media Production durfte das Event unterstützen. "Wir freuen uns bereits auf das nächste Projekt, welches in Vorbereitung ist", so Lars Oertel, Leiter der Masterklasse Film & TV. Aber zu dieser neuen Mini-Serie "Der Kleine Tod" wird zu einem anderen Zeitpunkt berichtet.
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