Mitreden bei der Mobilitätsplanung
Forschungsprojekt sucht Studienteilnehmer*innen
comfort:zone, ein Forschungsprojekt an der FH St. Pölten, untersucht wie auch weniger beachtete Gruppen in der Mobilitätsplanung gehört und berücksichtigt werden können, wie sich alle Menschen im öffentlichen Raum wohlfühlen können und was Planer*innen und Entscheidungsträger*innen dazu brauchen. Derzeit sucht das Projekt Menschen, die eine App testen, um Hindernisse und Problemstellen aufzuzeigen.
Hürden und versperret Zugänge
Nicht alle Menschen können sich im öffentlichen Raum aktiv bewegen und fühlen sich gleich wohl: Da stößt etwa eine Person im Rollstuhl auf eine Hürde in Form einer Treppe oder eine Person mit Kinderwagen trifft auf einen Zugang ohne Rampe. Fehlende Beschilderung macht es für einen kognitiv beeinträchtigten Menschen besonders schwer sich zu orientieren. Schlecht beleuchtete Teile des Parks werden von Fußgänger*innen gemieden. Solche und andere Stellen kann man mit einer App dem Forscher*innenteam melden.
Teilnahme in Baden, Korneuburg, Krems und St. Pölten möglich
Teilnehmen können alle Menschen, die in den Städten Baden, Korneuburg, Krems oder St. Pölten wohnen, arbeiten oder ihre Freizeit verbringen. Mit der App können Teilnehmer*innen Informationen schicken, Fotos und Videos von Hindernissen machen und die Orte markieren. Das zeigt dem Forscher*innenteam die Problemstellen auf den Wegen. Die Teilnehmer*innen der Studie können aber auch Lob schicken. Und sie sehen, welche Hindernisse es für andere Personen gibt.
Mobilität für alle
„Inklusive Mobilität bedeutet: Mobilität für alle. Alle Menschen sollen sich in öffentlichen Räumen wohlfühlen, und sich aktiv und nachhaltig, also zum Beispiel mit dem Fahrrad oder zu Fuß, fortbewegen können. Für Planer*innen und Entscheidungsträger*innen ist das eine komplexe Aufgabe“, sagt Pamela Nolz vom Carl Ritter von Ghega Institut für integrierte Mobilitätsforschung, die das Projekt an der FH St. Pölten leitet.
Unterrepräsentierten Gruppen eine Stimme geben
Unterschiedliche Wünsche und Bedürfnisse müssen in Planungsprozessen gegeneinander abgewogen werden, wobei unterrepräsentierte Gruppen weniger Möglichkeiten haben, für ihre spezifischen Interessen zu lobbyieren.
Das Projekt comfort:zone unterstützt ein zukunftsfittes, inklusives und nutzer*innenzentriertes Mobilitätssystem, das auch unterrepräsentierte Gruppen einbindet und die Wende hin zu aktiver und nachhaltiger Mobilität vorantreibt, also etwa Gehen und Radfahren fördert.
„Das kann allerdings nur gelingen, wenn die individuellen Herausforderungen und Bedürfnisse aller Verkehrsteilnehmer*innen berücksichtigt werden. Ein wesentlicher Aspekt, der das Mobilitätsverhalten beeinflusst, ist das persönliche Wohlbefinden. Diese Komfortzone wird jedoch durch Schwachstellen im öffentlichen Raum und im Mobilitätssystem limitiert: etwa durch sogenannte Angsträume, physische Hindernisse, mangelhafte Orientierungshilfen, erzwungene Umwege oder fehlende Angebote. Diese Schwachstellen zu beseitigen und unterrepräsentierten Gruppen und ihren Anliegen eine stärkere Stimme zu geben – Stichwort Empowerment – ist Hauptvorhaben unseres Projektes“, sagt Nolz.
Partizipation und Citizen Science
Mit der App verwendet das Projekt die Methode der Citizen Science, die Bürger*innen zu Forschenden macht. Die am Projekt beteiligten Gruppen tragen zur Erhebung von Daten bei und erhalten dafür planungsunterstützende Materialien, die es ihnen ermöglichen, ihre Positionen und Anliegen gegenüber Verwaltung und Politik besser zu argumentieren.
Nachhaltige Mobilität stärken
Durch den verbesserten Zugang zu aktiver Mobilität sollen nachhaltige Mobilitätsformen und -muster gefördert und die Luftbelastung sowie der Energie- und Ressourcenverbrauch reduziert werden.
Projektpartner*innen sind neben der FH St. Pölten bitsfabrik und tbw research. An der FH St. Pölten sind an dem interdisziplinären Projekt die folgenden Institute beteiligt: Carl Ritter von Ghega Institut für integrierte Mobilitätsforschung, Ilse Arlt Institut für Soziale Inklusionsforschung, Institut für Creative\Media/Technologies und Institute for Innovation Systems.
Das Projekt „comfort:zone – Erweiterung der persönlichen Komfortzone unterrepräsentierter Gruppen in einem inklusiven Mobilitätssystem“ wird vom Bundeministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie über die Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft FFG gefördert. Projektpartner*innen sind bitsfabrik GmbH und tbw research GesmbH.
Priv.-Doz. Mag. Dr. Pamela Nolz
Senior Researcher Carl Ritter von Ghega Institut für integrierte Mobilitätsforschung Department Bahntechnologie und MobilitätMag. Mark Hammer
Fachverantwortlicher PresseMarketing und Unternehmenskommunikation