Soziale Arbeit international
Bericht zum Arlt Symposium 2021 der FH St. Pölten
Klimawandel, Covid-19-Pandemie, Wirtschaftskrise, gesellschaftliche Polarisierung: Das Arlt Symposium 2021 widmete sich Herausforderungen und Potenzialen Sozialer Arbeit im Umgang mit globalen Krisen.
Unter dem Titel „We are all in this together“ standen bei der Online-Tagung Fragen sozialer Gerechtigkeit und die Internationalisierung Sozialer Arbeit im Zentrum.
Das Potenzial Sozialer Arbeit bei globalen Krisen
„Globale Krisen treffen vor allem marginalisierte Gruppen und verschärfen soziale Ungleichheiten. Es gilt, sich diesen neuen Herausforderungen zu stellen, bisherige Pfade zu verlassen, neue Wege zu gehen, nationalstaatliche Grenzen zu überwinden und die Potenziale einer digitalen und international organisierten Sozialen Arbeit zu nutzen“, sagt Johannes Pflegerl, Leiter des Ilse Arlt Instituts für Soziale Inklusionsforschung der FH St. Pölten.
„Als Ilse Arlt Institut für Soziale Inklusionsforschung möchten wir die Auseinandersetzung und gemeinsame Lösungssuche im Umgang mit globalen Krisen forcieren und dabei das Potenzial Sozialer Arbeit aufzeigen“, so Pflegerl.
Das Arlt Institut lud Nutzer*innen, Praktiker*innen, Forscher*innen, Lehrende, Vertreter*innen von marginalisierten Personengruppen und der Zivilgesellschaft sowie Politiker*innen ein, im Rahmen des traditionellen Ilse Arlt Symposiums theoretische, wissenschaftliche und praktische Ansätze für eine internationale Soziale Arbeit weiterzuentwickeln.
Alois Huber | Foto: FH St. Pölten / Thomas Immervoll
Soziale Arbeit zwischen Ehrenamt, Rassismus und Klimawandel
Im Eröffnungsvortrag stellte Ana Rădulescu, die Präsidentin der International Federation of Social Workers (IFSW) Europa, die Agenda und zentrale Lösungsansätze ihrer Institution vor. Sie gab dabei Einblicke in ihre Arbeit mit Regierungen und internationalen Organisationen. Rădulescu bezog sich auf eine Initiative der EU zur Koordination der Sozialen Arbeit und Sozialen Leistungen.
„Es ist unbedingt erforderlich, von den nationalen Regierungen zu fordern, dass die Mindeststandards bei der Erbringung dieser sozialen Dienste den betroffenen Menschen ein Leben in Würde garantieren und vorhandene persönliche Entwicklungspotenziale gefördert werden“, so Rădulescu.
Ana Rădulescu | Foto: FH St. Pölten / Thomas Immervoll
In einer Keynote präsentierte Bridget Ng’andu von der Universität Kent die Arbeit der englischen gemeinnützigen Organisation „Social Workers without Borders“. Sie stellte Ergebnisse einer Studie zu den Perspektiven von Sozialarbeiter*innen vor, die ehrenamtlich in ihrer Freizeit bei Social Workers Without Borders tätig sind und hauptberuflich in einem behördlichen Kontext arbeiten. Ng’andu hob dabei die Bedeutung der internationalen Sozialen Arbeit hervor.
Bridget Ng’andu | Foto: FH St. Pölten / Thomas Immervoll
Iain Ferguson von der University of the West of Scotland widmete sich der Frage, was Soziale Arbeit im Kampf gegen Rassismus, Faschismus und Umweltzerstörung leisten kann. Die transformative Kraft Sozialer Arbeit stand im Mittelpunkt der Keynote von Alicia Kirchner, Sozialarbeiterin und Gouverneurin der argentinischen Provinz Santa Cruz.
Anspruch und Realität, Theorie und Praxis
Eine Poster-Session sowie Panel- und Workshop-Sessions widmeten sich einer breiten Palette an Themen im Spannungsverhältnis von Anspruch und Realität, theoretischer Auseinandersetzung und Projekten der Praxis.
Am Abend des ersten Tages diskutierten Teilnehmer*innen und Vertreter*innen der IFSW Europe in einem informellen Rahmen über aktuelle Fragen internationaler Sozialen Arbeit.
Neue Projekte entwickeln
Der zweite Tag griff Impulse und Fragen des Vortags auf und bot Raum, diese im Hinblick auf die Praxis zu diskutieren. Nach einer Gesprächsrunde mit Vertreter*innen sozialer Organisationen bot ein Open-Space Raum für vertiefende Diskussionen, um konkrete Projekte und Ideen für eine solidarische Soziale Arbeit zu besprechen und zu entwickeln. Im Zentrum stand dabei die Frage, welche Rolle der politische Anspruch von Organisationen in deren praktischer Arbeit spielt.
Arlt Symposium 2021
15. und 16. September 2021, Online-Veranstaltung