Künstliche Intelligenz verändert unser Leben – von kreativen Prozessen bis hin zu ethischen Herausforderungen. Doch wie kreativ kann KI wirklich sein? Welche Rolle spielt sie in der Bildung und wie gehen wir verantwortungsvoll mit ihr um?
Unsere Expert*innen geben Antworten auf diese spannenden Fragen:
1. Wer ist kreativer: Mensch oder Maschine?
„KI greift aktiv auf die Daten zurück, mit denen sie trainiert wurde. Dabei entsteht nichts wirklich „Neues“, sondern es werden lediglich bestehende Dinge verändert. Menschliche Kreativität hingegen zeichnet sich durch emotionale Tiefe und Kontext aus.“
– Alexander Adrowitzer, Leiter des Studiengangs Digital Innovation and Research der FH St. Pölten
- KI braucht immer einen äußeren Anstoß – einen „Prompt“ –, um kreativ zu werden.
- Studien zeigen:
- KI ist bei einfachen Aufgaben durchaus kreativ.
- Eines kann sie aber nicht: geistiges Neuland betreten. Das kann nur das komplexe menschliche Gehirn.
2. Warum brauchen Hochschulen klare Regelungen für den Umgang mit KI?
Theoretisch könnten Studierende oder auch Forschende Arbeiten von KI verfassen lassen. Darum ist es wichtig, dass Hochschulen das Thema KI aktiv thematisieren.
- „Wir müssen uns gemeinsam mit den Studierenden damit auseinandersetzen, wie KI-Tools zu nutzen sind, und entsprechende Regeln aufstellen. Prüfungen sind schließlich auch live und mit Stift und Papier möglich. Es wird immer wichtiger, KI-generierte Infos zu verstehen und einzuordnen, und das Gleiche gilt fürs Erkennen von KI-Fake-News.“
– Medienforscher Michael Litschka
- „Wir müssen uns an den Hochschulen – von Kompetenzprofilen ausgehend – überlegen, welche Kompetenzen unsere Studierenden sich aneignen sollen. Beschränkt werden muss der Einsatz von KI immer dann, wenn er Studierende davon abhielte, sich eine bestimmte Kompetenz selbst anzueignen.“
– Lehr-Lern-Expertin Lisa David
Download: Richtlinien für den Umgang mit generativen KI-Anwendungen
3. Wie können wir ethisch verantwortungsvoll mit KI umgehen?
„Durch die Schaffung von Verantwortungsnetzwerken zwischen Individuen, Organisationen und dem Staat. Der AI Act, Kodizes oder das Wiener Manifest für digitalen Humanismus weisen den Weg.“
– Medienforscher Michael Litschka
4. Was sind die größten Herausforderungen von KI?
1. Auf Fake News folgt Fake Reality
Der deutsche Publizist Sascha Lobo warnte in einem „Spiegel“-Kommentar vor KI-generierten Videos auf TikTok. Anlass war Sora, ein Tool von OpenAI, das realitätsnahe Videos basierend auf kurzen Prompts erstellt – ein Verfahren namens „Text-to-Video“.
Lobo betonte, dass wir das Problem von Fake News noch nicht bewältigt hätten und mit Sora bereits eine Welt der „Fake Reality“ betreten. Solche Videos, die sich kaum von realen unterscheiden, könnten viral gehen und, so Lobo, eine vollautomatisierte Propagandamaschine des 21. Jahrhunderts schaffen. Er stellte sich Prompts vor wie: „Erstelle zehn Videos, die Wladimir Putin als Europas einzige Hoffnung darstellen“.
2. KI schürt Vorurteile
- KI ist sexistisch.
- Ihre Gesichtserkennung funktioniert bei hellhäutigen Menschen besser als bei dunkelhäutigen.
- Sie benachteiligt Frauen gegenüber Männern, wenn sie die Kreditwürdigkeit beurteilen soll.
„Wir müssen uns bewusst sein, dass KI mit vorhandenen Daten trainiert wird, die auf Vorurteilen beruhen können. Da muss gegengesteuert werden: Betreffend Deepfakes ist etwa ein ethisches Manifest erstellt worden, wonach sie nicht dazu verwendet werden dürfen, anderen Menschen zu schaden.“
– Alexander Adrowitzer, Leiter des Studiengangs Digital Innovation and Research der FH St. Pölten
5. Wie inklusiv ist KI?
KI kann Inklusion fördern, wenn sie inklusiv und ethisch gestaltet wird. Aktuell besteht jedoch das Risiko, dass KI Vorurteile aus historischen Daten übernimmt und bestehende Ungleichheiten verstärkt.
Die Herausforderung liegt darin, KI-Anwendungen partizipativ zu entwickeln und sicherzustellen, dass sie in verschiedenen Sprachen und für diverse Nutzergruppen zugänglich sind.
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