Expert Talks: Nachhaltigkeitsmanagement mit Erfolg
Die Interviewserie rund um Nachhaltigkeit, Management, Digitalisierung und Innovation
In dieser Talkreihe geben Expert*innen spannende Insights in die praktische Umsetzung zirkulärer Lieferketten.
Wilhelm Mauß im Interview
Wilhelm Mauß, Geschäftsführer der Lorenz GmbH & Co. KG, teilt seine Erfahrungen mit der erfolgreichen Integration von Kreislaufwirtschaft und Digitalisierung, wodurch sich sein Unternehmen zum führenden Anbieter von Wasserzählern entwickelt hat.
Herr Mauß, Sie haben die Kreislaufwirtschaft erfolgreich in die Lorenz GmbH & Co. KG integriert. Wie und warum hat dieser Weg für Sie begonnen?
Steigende Produktionskosten und das Ziel als regionales Unternehmen konkurrenzfähig zu bleiben waren der Auslöser uns mit dem Konzept der Kreislaufwirtschaft näher auseinanderzusetzen. Ein Schlüsselerlebnis dabei war ein Blick in die Metallfraktion am Wertstoffhof und die damit einhergehende Frage: "Warum werfen unsere Kund*innen unsere Zähler weg?" Dies führte zur Idee der Wiederaufbereitung zur Senkung der Materialkosten. Wir haben "Design for Remanufacturing" bei der Entwicklung digitaler Produkte berücksichtigt, um langlebige Materialien und leicht zu ersetzende Komponenten zu verwenden.
Heute bieten wir unsere Wasserzähler im klassischen Verkaufsmodell, als Mietobjekt aber auch im "Product-as-a- Service"-Modell an. Dieses Modell sorgt für verbesserte Liquidität und Rentabilität, da wir über lange Vertragszeiten hinweg für die gesamte Lebensdauer der Produkte verantwortlich sind.
Sie sind mit ihrem Konzept der Kreislaufwirtschaft äußerst erfolgreich, wie reagiert ihre Konkurrenz darauf, gibt es bereits Nachahmer*innen?
Erstaunlicherweise reagiert die Konkurrenz langsam, aktuell gibt es nur einen Hersteller der das Thema Kreislaufwirtschaft adressiert jedoch auf enttäuschende Art und Weise. Er zieht nach, indem er angibt, dass er ein kreislaufwirtschaftsfähiges Produkt hat, verwendet aber nicht wiederverwertbares Material, lässt die Elektronik in China herstellen und lässt montieren und kalibrieren in der Slowakei. Also das ist nicht mehr “Made in Germany“. Und hat auch nichts mehr mit Remanufacturing zu tun. Der Etikettenschwindel ist somit perfekt.
Wie lange dauert so ein Remanufacturing Prozess und welche Rolle spielt dabei die Digitalisierung?
Der Prozess der Wiederaufbereitung dauert nicht länger als die Neuproduktion. Wir arbeiten mit hochentwickelten Methoden, einschließlich Robotern, die für die Zerlegung genutzt werden. Die Kombination aus digitaler Steuerung und physischer Produktwiederaufbereitung kann Prozesse optimieren und Ressourcen effizienter nutzen. Der Schlüssel liegt darin, pragmatisch zu beginnen und schrittweise die Prozesse zu digitalisieren und zu verbessern.
Es gibt Unternehmen, die weder bei der Digitalisierung noch bei der Kreislaufwirtschaft fortgeschritten sind. Welche Erfahrungen aus Ihren Entwicklungsprozessen können Sie an interessierte Unternehmen weitergeben?
Es ist wichtig einfach einmal loszulegen und mit Menschenverstand zu handeln. Wenn man zu viele Schrauben auf einmal dreht, verzettelt man sich. Daher ist es besser Schritt für Schritt an die Sache heranzugehen. Wir haben uns außerdem zusätzlich Partner*innen gesucht, die im Engineering weiter waren. Die Zusammenarbeit mit Hochschulen hat uns auch weitergeholfen.
Es ist wichtig Erfahrungen zu teilen und zusammen weiterzukommen und unbedingt vernünftige und passende Partner*innen zu suchen, die Bereiche abdecken, in denen man selbst keine Kenntnisse und Expertise hat.
Welche rechtlichen Rahmenbedingungen würden Sie sich vom Staat wünschen, um Kreislaufwirtschaft in Unternehmen zu fördern und kann die Einführung des digitalen Produktpasses diese Entwicklung unterstützen?
Wir wünschen uns eine stärkere Besteuerung von CO2-Emissionen und Transportwegen sowie eine Förderpolitik, die Kreislaufwirtschaftsprodukte bevorzugt. Solche Maßnahmen könnten Unternehmen ermutigen, nachhaltigere Geschäftsmodelle zu entwickeln.
Der digitale Produktpass ist für Unternehmen eine große Herausforderung, aber alle die eine rasche Umsetzung meistern, werden einen großen Vorteil gegenüber den anderen haben. Es besteht dadurch die Chance, das „Wirtschaften“ zurück nach Europa zu bekommen. Wir müssen jedoch darauf achten, die Lösungen eher europäisch und nicht weltweit zu finden.
Das Interview führten: Victoria Kucharzyk, Larissa Kraus, Hanna Pilz und Lisa-Marie Wögenstein (Studentinnen im Master Digital Management & Sustainability)
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