Die Nachhaltigkeitsberichterstattung von morgen

Master-Studiengang Digital Business Communications

webFoto_Lydia Jarmer.jpg

    Lydia Jarmer von der Österreichische Post AG, CSR und Umweltmanagement, im Gespräch mit Lara Hartmann, Iman Suleymanova und Yasemin Winter vom Master-Studiengang Digital Business Communications der FH St. Pölten

    Im Interview: Expertin Lydia Jarmer

    Die Österreichische Post AG hat unter anderem bei der CIRA-Jahreskonferenz den ersten Preis für Sustainability Reporting & Communications gewonnen. Was denken Sie war dafür ausschlaggebend?

    Wir konnten über die letzten 10 Jahre schon viel Erfahrung in der Nachhaltigkeitsberichterstattung sammeln und dadurch intern auch sehr viel Wissen aufbauen. Auch im Hintergrund ist in den letzten Jahren sehr viel passiert, die Berichterstattung und die Datenerfassung wurde stetig professionalisiert. Es werden neben den regulatorischen Vorgaben des NaDiVeGs seit Jahren freiwillige Standards bei der Berichterstattung verfolgt.

    Das Wichtigste an der Nachhaltigkeitsarbeit ist aber die strategische und inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Thema – nur so hat man Inhalte für die Berichterstattung. Bei uns ist das Thema Nachhaltigkeit auf oberster Ebene verankert. Unsere integrierte Unternehmens- und Nachhaltigkeitsstrategie gibt die Richtung für die Umsetzung von Nachhaltigkeit bei der Post vor. Das schlägt sich auch in der Berichterstattung nieder.

    Was bedeutet das konkret?

    In unserem Masterplan Nachhaltigkeit 2030 haben wir uns Zielsetzungen zu unseren 14 wesentlichen Themen gesetzt. Diese Themen und Ziele werden strategisch gesteuert, sind mit klaren Verantwortlichkeiten hinterlegt und die Umsetzung wird laufend gemonitort. Zur Steuerung und Überwachung der Zielerreichung, haben wir eine Nachhaltigkeits-Governance-Struktur im Unternehmen verankert. Diese Prozesse werden auch transparent in der Berichterstattung adressiert. Das Thema Datenerfassung wird in der Nachhaltigkeitsberichterstattung immer wichtiger. Hier haben wir uns in den letzten Jahren einen Fokus gesetzt. Wir haben intern ein vierteljährliches ESG-Datenmanagementsystem aufgebaut, welches in die bestehenden ERP-Systeme integriert werden konnte. Das hat auch Auswirkungen auf die Datenqualität.

    Schon bald, 2024, tritt die CRSD (Corporate Sustainability Reporting Directive) in Kraft. Durch die CSRD wird Nachhaltigkeit für rund 2.000 Unternehmen in Österreich ein Thema. Die RL soll die Nachhaltigkeitsberichterstattung vergleichbar machen. Das birgt aber auch die Gefahr der Einheitlichkeit. Wie werden sich Unternehmen künftig in der Nachhaltigkeitskommunikation abheben können?

    Eine Vereinheitlichung und bessere Vergleichbarkeit der Berichte wird schon sehr lange von Seiten der Investor*innen und Stakeholder*innen gefordert. Durch die CSRD nimmt die Berichterstattung nun etwas mehr Struktur an und wandert in den Lagebericht. Das verändert die Gegebenheiten natürlich. Unser Nachhaltigkeitsbericht hat aktuell knapp 160 Seiten, inklusive Magazinteil sowie diversen grafischen Abbildungen. Mit der CSRD wird der Bericht vermutlich technischer angehaucht sein und mit weniger Bildern versehen werden - auch weil man nicht so viele Seiten in den Lagebericht transferieren kann. Somit muss man sich überlegen, wie man trotzdem noch seine Stakeholder*innen abholt und sich positionieren kann.

    Dem Nachhaltigkeitsbericht kommt viel Bedeutung zu. Worin besteht erfahrungsgemäß der eigentliche Mehrwert des Berichtes?

    Der Bericht ist eine Entscheidungsgrundlage für Investor*innen, aber es werden auch sehr viele andere Stakeholdergruppen damit erreicht. Gegenüber (potenziellen) Mitarbeiter*innen kann die Post über ihre Rolle als Arbeitgeberin informieren oder Geschäftspartner*innen einen Einblick in das Unternehmen und ihre Werte vermitteln. Es wird in Zukunft neben der Berichterstattung im Lagenbericht wohl noch weitere Formate benötigen, um die unterschiedlichen Zielgruppen anzusprechen. In welche Richtung es gehen wird, ist aber noch nicht ganz klar. Es wird sicherlich eine Aufgabe für die nächsten Jahre sein, sich diese neuen Formate zu überlegen.

    Die Österreichische Post AG stellt seit 2011 Briefe und Pakete CO2-neutral zu. Sind damit aus der Sicht der Post die Klimaziele erreicht oder planen Sie noch weitere Nachhaltigkeitsmaßnahmen?

    Die CO2-neutrale Zustellung ist für uns ein erster wichtiger Schritt. Mit ihr verfolgt die Post das Ziel, die eigenen Treibhausgasemissionen kontinuierlich und weitreichend zu reduzieren. Im Zuge dessen wollen wir die Effizienz in den Kernprozessen, wie zum Beispiel die energetische Optimierung der Gebäude sowie die kontinuierliche Erneuerung der Fahrzeugflotte, steigern. Zusätzlich erfolgt der Umstieg auf alternative Energieformen. Schlussendlich erfolgt die Kompensation aller nicht vermeidbaren Emissionen der Österreichischen Post AG. Alle CO2-Emissionen, die bei Annahme, Sortierung, Zustellung und bei Overheadprozessen entstehen und derzeit nicht vermeidbar sind, kompensieren wir durch die Unterstützung von nationalen und internationalen Klimaschutzprojekten. Durch diese Maßnahmen stellt die Post bereits seit 2011 alle Sendungen in Österreich CO2-neutral zu. Damit sind wir in diesem Bereich national und international Vorreiterin.

    Künftig wollen wir aber noch einen Schritt weiter gehen und bis 2030 CO2-frei in der Zustellung werden. Dann wird die gesamte Zustellung der Österreichischen Post AG innerhalb Österreichs auf E-Fahrzeuge umgestellt und CO2-frei sein. Insofern CO2-frei, als dass bei der Zustellung keine direkten CO2-Emissionen mehr durch die Verbrennung von fossilen Kraftstoffen entstehen.

    Unser Masterplan Nachhaltigkeit 2030 sieht aber noch viele weitere Maßnahmen in den unterschiedlichen Bereichen der Nachhaltigkeit vor.

    Also viel zu tun. Woraus schöpfen Sie Inspiration für Ihre Arbeit im CSR und Umweltmanagement?

    Ich habe schon immer gewusst, dass ich gerne im Nachhaltigkeitsbereich arbeiten möchte. Ich finde, das ist einfach ein wahnsinnig wichtiges Thema. Sei es wegen der Klimakatastrophe, auf die wir zusteuern, aber auch weiterer Umwelt- und Sozial-Themen. Als ich begonnen habe Umwelt- und Bioressourcenmanagement zu studieren, wurde mir noch gesagt, dass ich damit später keinen Job finden würde. Mittlerweile hat sich das stark gewandelt. Das Thema ist aktuell sehr präsent und man ist als Nachhaltigkeitsexpertin sehr gefragt. Es ist auch ein sehr junges Feld, wo man noch Dinge ausprobieren kann, weil es auch noch nicht DIE eine Lösung gibt. Ich finde es einfach wahnsinnig spannend, bei dieser Entwicklung mit dabei sein zu dürfen und hoffentlich die Welt durch den Hebel der Berichterstattung in Zukunft ein bisschen nachhaltiger zu gestalten.

    Vielen Dank für das Gespräch und die vielen interessanten Einblicke!

    Der berufsbegleitende Master-Studiengang Digital Business Communications bereitet ideal für Karriere in Corporate Communications, Public und Investor Relations oder Sustainability Communications vor. Bei Fragen wenden Sie sich gerne an die Studiengangsleiterin Monika Kovarova-Simecek.

    Sie wollen mehr wissen? Fragen Sie nach!
    FH-Prof. Mag. Kovarova-Simecek Monika

    FH-Prof. Mag. Monika Kovarova-Simecek

    Stellvertretende Leiterin des FH-Kollegiums Studiengangsleiterin Digital Business Communications (MA) Studiengangsleiterin Digital Management und Sustainability (MA) Stellvertretende Studiengangsleiterin Management und Digital Business (BA) Department Digital Business und Innovation