E, S oder G?

Master-Studiengang Digital Business Communications

Porträt Gerald Reidinger

    Im Gespräch mit Hanna Eder, Lukas Hofer & Hanna Nemeth vom Master Studiengang Digital Business Communications der FH St. Pölten über ihren Weg in die IR, Herausforderungen der IR und erfolgreiche Kommunikation mit der GenZ sowie die Rolle der VIG in der Transformation zum nachhaltigen Wirtschaften.

    Im Interview: Expertin Lena Paula Grießer

    Liebe Lena, Du warst zuvor im Marketing und in der PR tätig, jetzt bist du Investor Relations Managerin bei der Vienna Insurance Group. Was hat dich inspiriert in die IR zu gehen?

    Das hat sich aus meinem Studienweg ergeben. Ich habe zuerst Medienmanagement an der Fachhochschule St. Pölten studiert und der Kommunikationsaspekt hat mir sehr gefallen, aber ich wollte mehr Richtung Zahlen gehen. Der Master Studiengang „Digital Business Communications“ an der FH St. Pölten verbindet sowohl die Kommunikation als auch die Zahlen, so bin ich zu Investor Relations gekommen.

    Ich finde es besonders spannend, durch IR in so viele diverse Bereiche und Abteilungen Einblick zu bekommen. Den benötigen wir auch, um zu den unterschiedlichen aufkommenden Themen mit den Investor*innen kommunizieren zu können.

    Die Nachhaltigkeitsberichterstattung ist ein wichtiger Schritt in eine nachhaltige Zukunft. Wie haben sich die IR-Struktur bzw. die Anfragen der Investor*innen aufgrund des Trends zur Nachhaltigkeit geändert?

    Bei der VIG ist es grundsätzlich so, dass wir ein eigenes, von der IR unabhängiges ESG-Team haben. Im IR-Team haben wir eine Person, die speziell Nachhaltigkeitsthemen im Blick hat und in sehr enger Abstimmung mit dem ESG-Team ist. Das Thema ist omnipräsent und damit natürlich für alle Kommunikationsabteilungen allgegenwärtig, so kommen zum Beispiel bei der Hauptversammlung Fragen von Aktionär*innen oder bei anderen Gelegenheiten von Analyst*innen auf, die die Finanzcommunity beschäftigen.

    Im Grunde stellen neue Regulatorien und Gesetze immer eine Herausforderung dar, mit der man als Unternehmen einfach umgehen muss. In Sachen Nachhaltigkeit wird sich weiterhin sehr viel verändern und in Bewegung sein. Ich denke, dass wir bei der VIG gut aufgestellt sind, aber ich weiß auch, dass wir offen und adaptionsfähig sein müssen bei Veränderung.

    Die Versicherungsbranche stellt als Teil der Finanzindustrie einen großen Hebel dar bei der Transformation zu einer nachhaltigen Wirtschaft. Seht ihr euch als aktiver Gestalter des Wandels?

    Als Versicherung sind wir ein großer Investor und haben damit auch einen gewissen aktiven Einfluss durch das, wie wir investieren. In dem Sinn kann eine Versicherung, im Rahmen der strengen Veranlagungsvorschriften, mitgestalten. Das geht nicht von heute auf morgen, sondern ist ein langfristiger Prozess. Ein Projekt das unser Engagement in diesem Bereich zeigt, ist die im März 2021 begebene Nachhaltigkeitsanleihe, bei der speziell in grüne und soziale Projekte investiert wurde.

    Nicht nur in der Berichtserstattung gibt es große Veränderungen, auch die Zielgruppen ändern sich – die GenZ rückt ins Blickfeld. Wie gestaltet die VIG die Kommunikation mit dieser Zielgruppe?

    Wir haben uns lange gefragt, was wir machen möchten, um unter anderem auch jüngere Generationen zu erreichen – Blog oder Social Media. Wir wollten Initiative zeigen und aktiv nach außen gehen. Unter anderem durch unsere Zusammenarbeit mit dem Master Studiengang Digital Business Communications der FH St. Pölten letztes Jahr haben wir entschieden, dass ein LinkedIn-Account das Richtige für uns ist. Wir haben Anfang des Jahres 2022 einen eigenen IR-LinkedIn Account eröffnet, um die neue Zielgruppe anzusprechen. Diese Zielgruppe kommt in der Regel nicht von selbst auf die Website, worauf aber ein Blog angewiesen ist. Die Zielgruppe will die Informationen dort finden, wo sie bereits präsent ist – auf Social Media. Auf LinkedIn ist die Finanzcommunity präsent und dort können wir sie auch erreichen. Dort nutzen wir die Artikel-Funktion, wobei man auch im Blog-Style schreiben kann, aber nicht wie bei einem Blog regelmäßig lange Texte veröffentlichen muss, um sichtbar zu bleiben. Zusätzlich können auch andere News dazwischen geteilt werden und so ist das eine gute Lösung.

    Könnt Ihr bereits erste Schlussfolgerungen ziehen? Wie ist die Resonanz?

    Wir sind sehr zufrieden mit der Entwicklung unseres Kanals. Wir tasten uns voran und sind nach wie vor dabei herauszufinden, was gut oder weniger gut funktioniert. Unserer Erfahrung nach kommen Posts mit Gesichtern bei den User*innen besonders gut an. Auch authentisch wirkende Fotos von Events und Behind-the-Scenes-Einblicke sorgen für eine hohe Resonanz. Der Trend zu Videos funktioniert mit am besten, da diese vom Algorithmus bevorzugt werden.

    Wie verändert sich die Art und Weise der Kommunikation durch die Wahl des Mediums?

    Als IR muss man sich an den Kanal anpassen. Auf Social Media muss ein anderer Schreibstiel verwendet werden, wie in einer IR-Aussendung. Texte müssen kürzer und prägnanter geschrieben werden, damit sie überhaupt gelesen werden. Zudem müssen wir beim Verfassen einer Publikation immer die Hinterkopf behalten. Wir können nicht davon ausgehen, dass Analyst*innen und interessierte Privatinvestor*innen, die uns auf LinkedIn folgen, das gleiche Finanzverständnis haben. Deswegen passen wir die Sprache an, etwa für die Generation Z.

    Wie kommuniziert die VIG die erfüllten Anforderungen im Bereich ESG und Nachhaltigkeitskommunikation an die GenZ?

    Wir versuchen auf LinkedIn auch sehr stark ESG-Themen zu präsentieren. Da der Nachhaltigkeitsbericht umfassend ist, möchten wir auf LinkedIn einzelne Themen, die unsere User*innen und auch die GenZ interessieren könnten, hervorheben.

    Woraus schöpft du Inspiration für deine IR-Arbeit?

    Für mich ist es die Arbeit an sich, weil es immer etwas anderes ist – immer etwas Neues. Natürlich folge ich einem Jahresrhythmus mit Berichten und Quartalsergebnissen, aber trotzdem sind die Themen immer unterschiedlich und sehr vielfältig. Daraus schöpfe ich Inspiration.

    Abschließend noch ein Fragenhagel

    Hafer- oder Kuhmilch?

    Hafermilch.

    Marketing oder IR?

    IR.

    LinkedIn oder Instagram?

    Auf IR bezogen, LinkedIn.

    Twitter oder Mastadon?

    Ich habe auf beiden Kanälen kein Profil, würde aber Twitter sagen, da ich das andere nicht kenne.

    E oder S oder G?

    Auf E liegt sehr viel Fokus. Ohne dem G geht gar nichts und auf S sollte man noch mehr Fokus legen, da so viel Fokus auf E ist.

    Finanzielle oder nicht-finanzielle Berichterstattung?

    Das eine geht nicht ohne dem anderen.

    Herzlichen Dank für das Gespräch!

    Der berufsbegleitende Master Studiengang Digital Business Communications bereitet ideal für Karriere in Corporate Communications, Public und Investor Relations oder Sustainability Communications vor. Bei Fragen wenden Sie sich gerne an die Studiengangsleiterin Monika Kovarova-Simecek.

    Sie wollen mehr wissen? Fragen Sie nach!
    FH-Prof. Mag. Kovarova-Simecek Monika

    FH-Prof. Mag. Monika Kovarova-Simecek

    Stellvertretende Leiterin des FH-Kollegiums Studiengangsleiterin Digital Business Communications (MA) Studiengangsleiterin Digital Management und Sustainability (MA) Stellvertretende Studiengangsleiterin Management und Digital Business (BA) Department Digital Business und Innovation