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Studie: Gender Finance
Der Master Studiengang Digital Business Communications der FH St. Pölten beschäftigt sich mit dem Verhalten unterschiedlicher Gruppen am Kapitalmarkt, dem Einfluss von sozio-demographischen sowie geschlechterspezifischen Faktoren sowie der zielgruppenorientierten Kommunikation von Unternehmen. Im WS 2021/22 widmeten sich Studierenden im Forschungslabor dem Thema Gender Finance und haben erforscht, wie es in Österreich um frauenbezogene Kommunikation auf dem Kapitalmarkt steht. Im SS 2022 haben sie im Praxislabor ein Webinar veranstaltet, in dem sie die Forschungsergebnisse der breiten Community präsentiert und mit hochkarätigen Gästen diskutiert haben.
Das Potenzial der Frauen am Kapitalmarkt
Auch im 21. Jahrhundert und in unserer westlichen Kultur beschäftigt die Frage der Chancengleichheit der Geschlechter. Besonders der Finanzbereich wird häufig als “Männerdomäne” gesehen. Doch wie steht es um die an Frauen gerichtete Finanzkommunikation in Österreich? Und wie fühlen sich Frauen von Unternehmen und dem Kapitalmarkt wahrgenommen?
Ein Beitrag von Laura Marchler, Judith Hemmelmayr und Markus Strohmayer, Studierende des Masterstudiengangs Digital Business Communications.
Gender Finance?
Was genau ist Gender Finance? Forschung unter diesem Begriff beschäftigt sich mit Fragen rund um das Anlageverhalten von Frauen, Beschäftigungsverhältnisse oder Vergütung der Erwerbsarbeit. Ist das in heutiger Zeit noch vonnöten? Absolut, denn betrachtet man strukturelle Faktoren wie die Unterschiede bei Teilzeitbeschäftigung (2020 waren 47,3 % aller erwerbstätigen Frauen aber nur 10,7 % aller erwerbstätigen Männer in Österreich Teilzeit beschäftigt) oder den Gender-Pay-Gap (dieser beträgt in Österreich fast 20 % und ist der drittnächste im EU-Vergleich), so zeigen sich immer noch grobe Ungleichheiten.
“Das war schon immer so”
Heute können Frauen gleichermaßen wie Männer mit Wertpapieren handeln. Das war aber nicht immer so, der Weg zur Gleichberechtigung in diesem Kontext war ein langer, der uns zurück ins 18. Jahrhundert führt und selbst heute noch nicht ganz zu Ende ist. Im Gründungsjahr der Wiener Börse (1771) war es Frauen nicht gestattet, am Börsenhandel teilzunehmen. Am Börsengeschehen nahmen Frauen aber dennoch teil, denn Aktienbesitz waren ihnen nicht verboten. Österreich war hier deutlich fortschrittlicher als manch anderes europäisches Land. Erst im Jahr 1928, also über 150 Jahre nach der Gründung der Wiener Börse, durften erstmals auch Frauen die Börse von innen sehen.
InvestorINNEN
Vielleicht ist auch das der Grund, warum sich Frauen auch heute noch bei Aktien zurückhalten. Das zeigt das Anlageverhalten von Frauen im Vergleich zu Männern. 2020 machte die Zahl der Aktiensparerinnen in Deutschland 4,5 Mio. aus. Das hört sich nach gar nicht so wenigen Aktionärinnen an. Stellt man es in Kontrast zu 7,9 Mio. Männern, so relativiert sich diese Annahme schnell.
The company’s view
Aber sprechen Unternehmen Frauen überhaupt als Investorinnen an? Die quantitative Analyse von Geschäftsberichten österreichischer Prime Market Unternehmen zeigt: Nun ja. In den Geschäftsberichten werden in Textform meist Frauen als auch Männer angesprochen. Ein grundsätzliches Bemühen ist in der geschriebenen Form also oft vonseiten der Unternehmen vorhanden. In der bildlichen Darstellung gibt es jedoch grobe Ungleichheiten, was oft auf den simplen Umstand zurückzuführen ist, dass Frauen auf Vorstandsebene immer noch Ausnahme und keine Regel sind. Der Versuch von Unternehmen, nicht nur Männer abzubilden, führt dann aber in manchen Fällen dazu, dass Frauen nur als Symbolbilder auftauchen.
Aber was wollen Frauen selbst?
Am leichtesten ist es, einfach nachzufragen. Deshalb führten wir Interviews mit Expertinnen zum Thema Investieren durch. Die befragten Frauen meinten, sie fühlen sich grundsätzlich als (potenzielle) Investorinnen wahrgenommen, sehen jedoch, dass das Thema Geld generell zu wenig angesprochen wird. Sie wollen keine Stereotype, aber als selbstständig und finanziell unabhängig gesehen werden. Vor allem fordern sie von sich und anderen Frauen eines, um Verbesserungen zu erreichen: Eigeninitiative!
Potenzial!
Potenzial zur Verbesserung dieser Situation gibt es und dieses liegt vor allen in den folgenden Bereichen:
- Bildung
- Repräsentation
Bildung ab einem jungen Alter und das Sichtbarmachen der Frauen, beides vermutlich sehr langwierige Prozesse. Aber mit Geduld, Initiative und Zeit sollten wir beim Thema Gender Finance auf einem guten Weg sein.