Breadcrumbs
- Diätologie
- Bachelorarbeiten
- Erhebung von Essstörungen bei adipösen Erwachsenen
Erhebung von Essstörungen bei adipösen Erwachsenen
Bachelor-Studiengang DiätologieKerstin Neuhold, BSc (Jg. 2012/2015)
Betreuerin: Alexandra Kolm, MSc
- Präsentation der Bachelorarbeit im Rahmen des Kongresses Essstörungen 2015, Alpbach, 15.-17.10.2015
Abstract
Einleitung:
Die Prävalenzraten der adipösen Erwachsenen haben in den letzten Jahren weltweit zugenommen. Diese Erkrankung geht nicht nur mit organischen Komorbiditäten einher, sondern hat auch große Auswirkungen auf die Psyche. Ein Großteil der Adipösen entwickelt im Laufe der Zeit eine Depression, eine Angststörung oder eine Essstörung (De Zwaan & Müller, 2014). Studien konnten beweisen, dass das Auftreten einer Essstörung negativen Einfluss auf die Gewichtsreduktion hat und zu einem stetigen Anstieg des Körpergewichtes führen kann (Ivezaj, Kalebjian, Grilo & Barnes, 2014; Sallet et al., 2007). Deshalb ist es notwendig das Vorliegen eines gestörten Essverhaltens rasch zu erkennen. Dies kann durch Einsatz eines Schnell-Screenings im Rahmen einer Ernährungsberatung ermöglicht werden.
Zielsetzung:
Ziel dieser Pilot-Studie ist es, ein Schnell-Screening zu verfassen, um Diätologinnen/Diätologen die Möglichkeit zu bieten, den Verdacht eines gestörten Essverhaltens zu äußern. Diese Untersuchung wurde in Zusammenarbeit mit dem Psychosomatischen Zentrum Eggenburg, Waldviertel (PSZW) durchgeführt.
Methodik:
In der Literaturrecherche zeigte sich, dass in den S3 Leitlinien zur „Diagnostik und Therapie der Essstörungen“ mögliche Screening-Fragen formuliert werden (DGPM & DKPM, 2010, S. 33). Diese Fragen sollen getestet werden, ob sie tatsächlich für ein Screening geeignet sind. Zusätzlich zeigte sich im hermeneutischen Teil, dass die Fragebögen (AD-EVA, FEV, EBV), die im PSZW zur Diagnosestellung einer Essstörung verwendet werden, Fragen beinhalten, die mindestens zweimal in den genannten Verfahren erfasst werden. So kann davon ausgegangen werden, dass diese Items besonders wichtig sind, um eine Essstörungsdiagnose stellen zu können. Aus diesem Grund wurde noch ein zweiter Fragebogen erstellt, der die sogenannten „Überschneidungsfragen“ testen soll.
Die beiden Fragebögen wurden von 35 Patientinnen/Patienten beantwortet. In die Pilot-Studie wurden Personen über 18 Jahre eingeschlossen, die an einer diagnostizierten Essstörung leiden (Kodierung F50.9, ICD-10) und einen BMI ≥ 30kg/m² aufweisen. In der Untersuchung wurden die BES, das NES, die BN, sowie das gestörte Essverhalten des Grasens und des Emotional Eating berücksichtigt.
In die statistische Auswertung flossen einerseits ‚Daten aus bestehenden Datenbanken des PSZW, andererseits Datensätze der eingesetzten Fragebögen. In die Pilot-Studie eingeschlossen wurden die Binge-Eating-Störung, das Night-Eating-Syndrom, die Bulimia Nervosa, sowie das gestörte Essverhalten des Grasens und des Emotional Eatings.
Ergebnisse:
Es zeigt sich, dass bei 80% der Stichprobe (n=35) mehr als nur eine Essstörung diagnostiziert wurde. Es wurde ermittelt, dass 43% der Probandinnen/der Probanden an der BES leiden. Bei einer beträchtlichen Anzahl (94%) der Befragten kommt es zu gefühlsabhängigem Essen und somit zu EE. Ein kleiner Teil der Patientinnen/der Patienten gab in den Fragebögen an, sich zu übergeben, wenn sie sich unangenehm voll fühlen, trotzdem konnte bei niemandem die Essstörung BN festgestellt werden. Das NES wurde bei 13 Personen (37%) diagnostiziert. Bei mehr als der Hälfte (63%) der Teilnehmerinnen/der Teilnehmer tritt das gestörte Essverhalten des Grasens auf. Im Rahmen der Datenauswertung wurden Fragen erhoben, die sich für ein Screening zur Verdachtsdiagnosestellung einer Essstörung eignen könnten, in einer kontrollierten Folgestudie muss dieser Fragenkatalog noch evaluiert werden.
Schlussfolgerungen:
Eine interdisziplinäre Behandlung der Adipositas, sowie der Essstörung ist maßgeblich dafür, dass eine erfolgreiche Gewichtsreduktion erzielt wird. Grundlegend hierfür ist, dass das Auftreten eines gestörten Essverhaltens erkannt wird. Dies kann durch Einsatz eines Schnell-Screenings gefördert werden.
Literatur:
De Zwaan, M. & Müller, A. (2014). Adipositas: State of the Art. Verhaltenstherapie, 24(2), 3–3. doi:10.1159/000362508
Ivezaj, V., Kalebjian, R., Grilo, C. M. & Barnes R. D. (2014). Comparing weight gain in the year prior to treatment for overweight and obese patients with and without binge eating disorder in primary care. Journal of Psychosomatic Research, 77(2014), 151-154. doi: 10.1016/j.jpsychores.2014.05.006
Sallet, P. C., Sallet, J. A., Dixon, J. B., Collis, E., Pisani, C. E., Levy, A., Bonaldi, F. L. & Cordás, T. A. (2007). Eating Behavior as a Prognostic Factor for Weight Loss after Gastric Bypass. Obesity Surgery, 17(4), 445–451. doi:10.1007/s11695-007-9077-3