EDV-gestützte vs. papierbasierter Pflegediagnostik

#Gesundheits- und KrankenpflegePLUS (BA) #Studierenden-Projekt

In diesem Studierendenprojekt arbeiteten zwei Gruppen parallel zum Thema Pflegediagnostik auf zwei unterschiedlichen Wegen, jedoch mit dem gleichen Ziel, eine Pflegeplanung zu erstellen.

Zu Beginn wurde mittels Fragebogen die Einstellung zur Pflegediagnostik und die Selbsteinschätzung zur diagnostischen Kompetenz erhoben. Nach dem Lesen von Literatur zur Thematik wurde mit der Fallbearbeitung begonnen.

Eine Gruppe arbeitete papierbasiert mit NNN-Fachbüchern, eine weitere Gruppe mit einem elektronischen Pflegedokumentationsprogramm. Danach wurden beide Fragebögen erneut ausgefüllt und die Ergebnisse ausgewertet sowie die Pflegediagnosetitel auf Korrektheit verglichen.

Ebenso zeigen die Ergebnisse dieses Projektes die Zufriedenheit der Studierenden mit der EDV-gestützten Pflegedokumentation.

Einleitung

Das Gesundheits- und Krankenpflegegesetz beschreibt im §14.(1), dass die pflegerischen Kernkompetenzen des gehobenen Dienstes für Gesundheits- und Krankenpflege die eigenverantwortliche Erhebung des Pflegebedarfes sowie Beurteilung der Pflegeabhängigkeit, die Diagnostik, Planung, Organisation, Durchführung, Kontrolle und Evaluation aller pflegerischen Maßnahmen (Pflegeprozess) in allen Versorgungsformen und Versorgungsstufen, die Prävention, Gesundheitsförderung und Gesundheitsberatung im Rahmen der Pflege sowie die Pflegeforschung umfassen.

Im Weiteren wird in Absatz (2) beschrieben, dass die pflegerischen Kernkompetenzen des gehobenen Dienstes für Gesundheits- und Krankenpflege im Rahmen der Gesundheits- und Krankenpflege insbesondere die Gesamtverantwortung für den Pflegeprozess sowie die Planung und Durchführung von Pflegeinterventionen bzw. –maßnahmen umfassen. Aus diesem Umstand ergibt sich für dieses Projekt folgende Zielsetzung.

Zielsetzung

  • Auseinandersetzung mit der Thematik Pflegediagnostik
  • Fallbasierte Ausarbeitung von Pflegeplänen mittels der Software WicareIDoc und papierbasiert mittels den Pflegeklassifikationen NANDA International, Pflegeinterventionsklassifikation (NIC) und Pflegeergebnisklassifikation (NOC) (NNN)
  • Statistische Auswertung von Einschätzungsskalen zur Einstellungen gegenüber der Pflegediagnostik und zu den diagnostischen Fähigkeiten

Methodik

Die angewandte Methode in diesem Projekt lehnt sich an eine Lehrmethode zur Entwicklung von diagnostischen Fähigkeiten (Carlson-Catalano, 2007) an, wobei die beiden Kohorten jeweils in eine Gruppe EDV-gestützte Pflegediagnostik mittels WicareIDoc und eine papierbasierte Gruppe mit den NNN-Fachbüchern eingeteilt wurde:

  • Leseauftrag und anschließende Diskussion anhand der Diskussionsfragen zur Literatur von Lunney (2007b), Lunney (2007c), Lunney (2006), Lunney (2010) und Müller-Staub (2009)
  • Lesen der 5 Fallstudien in Anlehnung an Lunney (2007a)
  • Daten in das NNN-Assessment überführen
  • Nennen aller möglichen Pflegediagnosen und Priorisierung vornehmen
  • Ausformulieren der 1. priorisierten Pflegediagnose im PES-Format und anschließende Ergebnis- und Interventionsplanung
  • Selbsteinschätzungen der diagnostischen Fähigkeiten und Einstellung gegenüber der Pflegediagnostik (Carlson-Catalano, 2007) sowie die statistische Auswertung inkl. Interpretation dieser

Laufzeit und Teilnehmer*innen 1. Durchgang

30.10.–11.12.2019, Studierende der BGK-Kohorte 2017-2020, Gruppe A1 (Angelika Aichinger, Doris Alsch, Michael Bichler, Lisa Birke, Birgit Brandstetter, Sabrina Bugl, Daniela Dutter, Alexandra Edy, Tina Eßlezbichler, Rebecca Essletzbichler), Gruppe A2 (Christina Gattinger, Barbara Göhl, Teresa Grablechner, Isabella Gutmann, Alexandra Haiden, Carina Hartl, Nathalie Hochgerner, Richard Fitzka)

Laufzeit und Teilnehmer*innen 2. Durchgang

14.10.–14.12.2020, Studierende der BGK-Kohorte 2018-2021, Gruppe B1 (Hammerl Christian, Hofbauer Parichat, Hofer Carina, Holovsky Robert, Huber Michael, Hurt Alina, Irschik Joey, Jachs Lisa-Marie, Kamitz Sandra, Kaufmann Mathias), Gruppe B2 (Brunner Vanessa, Kuhn Katrin, Langmann Stephan, Laskaj Christina, Lellig Berenike, Miller Vanessa, Moser Jasmin, Nestelberger Lisa, Novak Julian)

Ergebnisse

Das durchschnittliche Alter der Studierenden beider Kohorten (n=26) war 23,2 Jahre, davon 3 männliche Teilnehmer.

Hinsichtlich der Genauigkeit bei der Pflegediagnostik konnte die Kohorte 2017-2020 der EDV-gestützten Pflegediagnostik mittels WicareIDoc alle 5 Fälle richtig lösen & die akkurateste Pflegediagnose identifizieren. Die papierbasierte Gruppe, welche mit den NNN-Fachbüchern arbeitete, konnte 3 von 5 Fälle richtig lösen. Von der Kohorte 2018-2021 der EDV-gestützten Pflegediagnostik mittels WicareIDoc wurden 4 von 5 Fälle richtig gelöst. Die papierbasierte Gruppe, welche mit den NNN-Fachbüchern arbeitete, identifizierte 2 von 5 Pflegediagnosen korrekt.

Die nachfolgende Abbildung 1 zeigt die Einstellung der Studierenden zur Pflegediagnostik beider Kohorten vor dem Leseauftrag bis nach Abschluss der 5 Pflegeplanungen auf einer 7-stufigen Likert-Skala, basierend auf Mittelwerte. Die Datenreihe 1 zeigt die Einstellung zur Pflegediagnostik vor dem Leseauftrag und die Datenreihe 2 jene nach Abschluss der 5 Pflegeplanungen. Insgesamt ist die Einstellung zur Pflegediagnostik der Studierenden eine gute, nach dem Leseauftrag ist diese dennoch weiter gestiegen.

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Abbildung 2 zeigt die Selbsteinschätzung der diagnostischen Fähigkeiten der Studierenden beider Kohorten, wiederum vor dem Leseauftrag bis nach Abschluss der 5 Pflegeplanungen auf einer 5-stufigen Likert-Skala (1=mangelhaft bis 5=hervorragen), basierend auf Mittelwerte. Die Datenreihe 1 zeigt die Selbsteinschätzung der diagnostischen Fähigkeiten vor dem Leseauftrag und die Datenreihe 2 jene nach Abschluss der 5 Pflegeplanungen. Insgesamt zeigt sich in allen Bereichen eine Verbesserung der diagnostischen Fähigkeiten nach Abschluss der 5 Pflegeplanungen.

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Abbildung 2: Diagnostische Fähigkeiten der Studierenden


Die Gruppe der EDV-gestützten Pflegedokumentation mittels WicareIDoc (n=12) wurde ebenso auf einer 7-stufigen Likert-Skala befragt, wie es ihnen mit der Anwendung dieses Systems ergangen ist. Der niedrigste Mittelwert lag bei 5,25 Punkte „originell“. „Hilfreich“ und „nützlich“ waren jene Adjektive, die im Durchschnitt über 6 Punkte erzielten. Insgesamt ist die Zufriedenheit mit der Anwendung dieses EDV-Systems überdurchschnittlich positiv bewertet worden (siehe Abbildung 3).

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Abbildung 3: Anwendung der EDV-gestützten Pflegedokumentation WicareIDoc


Literatur

  • Carlson-Catalano, J. (2007). Eine Lehrmethode zur Entwicklung diagnostischer Fähigkeiten. In. M. Lunney. Arbeitsbuch Pflegediagnostik (75-98). Bern: Huber.
  • Lunney, M. (2007a) (Hrsg.). Arbeitsbuch Pflegediagnostik. Bern: Huber.
  • Lunney, M. (2007b). Pflegediagnostik, Denken und kritisches Denken. In M. Lunney (Hrsg.). Arbeitsbuch Pflegediagnostik (27-44). Bern: Huber.
  • Lunney, M. (2007c). Genauigkeit bei der Diagnose menschlicher Reaktionen: die Bedeutung des kritischen Denkens. In M. Lunney (Hrsg.). Arbeitsbuch Pflegediagnostik (45-55). Bern: Huber.
  • Lunney, M. (2006). Helping nurses use NANDA, NOC, and NIC: novice to expert. NURSE EDUCATOR, 31(1), 40-46.
  • Lunney, M. (2010). Use of Critical Thinking in the Diagnostic Process. IJNTC, 21(2), 82-88.
  • Müller-Staub, M. (2009). Qualitätserhöhung durch Pflegediagnosen? Unterricht Pflege, 14(1), 20-22.