Der Effekt von visuellem Feedback in Form einer Videoanalyse auf das Gangbild von Patientinnen und Patienten mit Multipler Sklerose

Bachelor-Studiengang Physiotherapie

Stefanie Denkmayr, BSc (Jg. 2013/2016)

Betreuerin: Anita Kiselka, MSc

  • Präsentation der Bachelorarbeit im Rahmen der DGNKN (6. Gemeinsamen Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Neurorehabilitation e. V. und der Deutschen Gesellschaft für Neurotraumatologie und Klinische Neurorehabilitation e. V.), Bad Godesberg (Bonn), 1.-3.12.2016

Abstract

Einleitung:

Gangschulung ist eine wichtige Maßnahme zu Verbesserung oder Erhalt des Gangbildes von PatientInnen mit Multipler Sklerose. Hierbei wird ergänzend auditiv, taktil oder visuell Feedback gegeben. Während bereits Daten zu visuellem Feedback in Zusammenhang mit Lokomattraining und/oder virtueller Realität vorliegen, gibt es noch keine Hinweise über die Wirkung von verbalem, durch Videos von dem/der gehenden Patient/in unterstütztem Feedback.

Fragestellung: Gibt es einen Effekt von visuellem Feedback in Form einer Videoanalyse auf das Gangbild von Multiple Sklerose PatientInnen?

Methodik:

18 ProbandInnen mit Multiple Sklerose wurden randomisiert in eine Versuchs- (n=9) und eine Kontrollgruppe (n=9) zugeteilt, wenn sie an zwei Tagen je 20 Meter inklusive Pause gehen konnten (EDSS<7) und ein subjektiv negativ verändertes Gangbild aufwiesen. Ausgeschlossen wurden stark sehbeeinträchtigte Personen und jene, die bis zu drei Monate vor der Messung einen ärztlich diagnostizierten Schub hatten.

An zwei Messtagen in einem Abstand von einer Woche wurden (1) auf 3 m die Differenz der Schrittlänge erfasst, (2) über 20 m je 5 Meter von hinten, vorne, links und rechts gefilmt, und (3) auf einer Skala von null bis zehn die subjektive Beeinträchtigung des Gangbildes erfragt (0=keine, 10=größtmögliche).

Bevor die Messungen am zweiten Tag wiederholt wurden, erhielt die Versuchsgruppe Feedback in Form einer Videoaufzeichnung des Gangbildes, in welcher Patient/in und Physiotherapeut/in gemeinsam Auffälligkeiten identifizierten und Verbesserungen ableiteten. Die Kontrollgruppe erhielt diese Intervention auf Wunsch nach Abschluss der Messungen.

Die Messparameter „Differenz der Schrittlänge“ und „subjektiver Skalenwert“ wurden statistisch mittels Mann-Whitney-U-Test und Wilcoxon-Test berechnet. Weiters wurden die Verbesserungsvorschläge qualitativ erfasst.

Ergebnisse:

In der Kontrollgruppe veränderte sich kein Wert signifikant, während sich in der Versuchsgruppe der subjektive Skalenwert signifikant verbesserte (von 6,6 auf 5,7 von 10; p<0,05). Die Differenz der Schrittlänge war nach der Intervention um 1,04 cm geringer, in der Kontrollgruppe um 1,23 cm vergrößert. Mit jeder Person der Interventionsgruppe wurden zwei individuelle Verbesserungsvorschläge identifiziert, wofür sich die Zeitlupenfunktion und Möglichkeit zur wiederholten Abspulung als nützlich erwiesen. 

Schlussfolgerung:

Das videounterstützte visuelle Feedback hatte positiven Einfluss auf das subjektive Empfinden der Personen, während sich die Differenz der Schrittlänge nicht signifikant verbesserte. Diese Form des Feedbacks ermöglicht mit geringem technischem Aufwand, rasch individuelle Verbesserungsmöglichkeiten zu erfassen.

Literatur:

Gandolfi, M., Geroin, C., Picelli, A., Munari, D., Waldner, A., Tamburin, S., Marchioretto, F. & Smania, N. (2014). Robot-assisted vs. sensory integration training in treating gait and balance dysfunctions in patients with multiple sclerosis: a randomized controlled trial. Frontiers in Human Neuroscience, 8:318.  

Götz-Neumann, K. (2011). Gehen verstehen. Ganganalyse in der Physiotherapie. (3. Auflage). Stuttgart: Georg Thieme Verlag.

Lozano-Quilis, J., Gil-Gomez, H., Gil-Gomez, J., Albiol-Perez, S., Palacios-Navarro, G., Fardoun, H.& Mashat, A. (2014). Virtual Rehabilitation for Multiple Sclerosis Using a Kinect-Based System: Randomized Controlled Trial. JMIR Serious Games, 2:e12.