Wirkung eines wöchentlichen Gleichgewichtstrainings inklusive individuellen Heimübungsprogramms auf das Sturzrisiko bei Menschen mit Multipler Sklerose

Bachelor-Studiengang Physiotherapie

Birgit Laser, BSc (Jg. 2011/2014)

Betreuerin: Anita Kiselka, MSc

  • Präsentation der Bachelorarbeit als Poster im Rahmen des DDDN World Congress on Neurotherapeutics, Basel, 4.-7.9.2014

Abstract

Einleitung:

Da bei Multipler Sklerose (MS) individuell unterschiedliche Gehirnareale betroffen sind, kommt es zu verschiedenartig ausgeprägten Symptomen, woraus ein unterschiedliches Beeinträchtigungsniveau im Bereich des Gleichgewichts und der posturalen Kontrolle entstehen kann. Dadurch kann es wiederum zu einem erhöhten Sturzrisiko der Betroffenen kommen. Ziel dieser Arbeit war zu prüfen, ob bei Menschen mit MS durch spezifische Gleichgewichtsübungen und ein individuelles Heimübungsprogramm das Sturzrisiko reduziert werden kann.

Methodik:

Bei dieser Studie handelt es sich um eine experimentelle Reihe an Fallstudien. 13 ProbandInnen (EDSS 4 bis 6,5) wurden zufällig der individualisierten bzw. der generalisierten Gruppe zugeteilt. Zu Beginn und Abschluss der fünfwöchigen Intervention wurden mittels Balance Evaluation System Test (BESTest) die aktuellen Gleichgewichtsfähigkeiten ermittelt, weiters wurde im Verlauf der Studie die Sturzanzahl mittels eines Sturzprotokolls erfasst.

Eine Gruppe (n = 5) erhielt ein individualisiertes Gleichgewichtstraining abgestimmt auf die Ergebnisse des BESTests, bestehend aus einer Gruppenintervention einmal pro Woche und einem Heimübungsprogramm zweimal pro Woche. Die andere Gruppe (n = 8) erhielt nur ein allgemeines Heimübungsprogramm unabhängig vom Ergebnis des BESTest ebenfalls zweimal pro Woche. Die Auswertung der erhobenen Daten erfolgte mittels Wilcoxon und Mann-Whitney-U-Test in IBM SPSS Statistics Version 20 (IBM Corporation, USA).

Ergebnisse:

Zwei PatientInnen der individualisierten Trainingsgruppe und vier jener, die generalisierte Hausübungen durchführten, schlossen die Studie ab. Ausschlüsse erfolgten auf Grund von Krankheit (n=2), fehlenden Zeitressourcen (n=2), fehlendem Trainingsprotokoll (n=1) und in der generalisierten Heimübungsgruppe aufgrund verminderter Motivation (n=1) und mentaler Überbelastung (n=1).

Weder zeigten sich nach absolviertem Training Unterschiede im BESTest zwischen den Gruppen (Mann-Whitney-U; z = 0; p> 0,05) noch veränderte sich der BESTest innerhalb der Gruppen im Verlauf der Studie (Wilcoxon-Test; individualisiertes Training: z = -1,342; generalisiertes Training: z = -1,461; p>0,05). Allerdings verbesserten sich in beiden Gruppen jene Personen, die die Studie abschlossen. Bei jenen beiden PatientInnen der individualisierten Trainingsgruppe, die zwar den zweiten BESTest absolviert hatten, aber wegen unzureichender Trainingsadhärenz ausgeschlossen wurden, sanken die BESTest Ergebnisse.

Schlussfolgerung:

Personen mit MS sollten ein regelmäßiges Trainingsprogramm ausführen, das anspruchsvoll, aber nicht überlastend ist. Es bedarf der Motivation, regelmäßig Trainingsanweisungen zu folgen, jedoch ist dies sehr anspruchsvoll für MS-PatientInnen, die aufgrund ihrer chronischen Erkrankung eine langfristig abnehmende Leistung erfahren.