Studie: KI in der IR

#Digital Business Communications (MA) #Studierenden-Projekt #IR #KI

Game Changer oder Challenger der Finanzkommunikation?

Ein Beitrag von Katja Haunold, Leon Hollogschwandtner, Hanna Nemeth, Iman Suleymanova, Yasemin Winter und Ida Wührer (Studierende des Master-Studiengangs Digital Business Communications)

Künstliche Intelligenz (KI) hat das Potenzial, viele Bereiche zu revolutionieren – auch Investor Relations (IR). Wir können davon ausgehen, dass sie die Art und Weise, wie Unternehmen mit Investor*innen und anderen Stakeholdern kommunizieren und interagieren, stark verändern wird. Das enorme Tempo, mit der die technologische Entwicklung voranschreitet und neue Sphären durchdringt, zwingt auch IR-Verantwortliche, sich mit KI frühzeitig auseinanderzusetzen.

Der Master-Studiengang Digital Business Communications der FH St. Pölten hat daher in Kooperation mit junicorn consulting eine Studie zum Einsatz von Künstlicher Intelligenz in Investor Relations in börsennotierten Unternehmen im DACH-Raum durchgeführt.

Die quantitative Befragung von 86 IR-Professionals beleuchtet:

  • in welchem Ausmaß und für welche Aufgaben KI in Investor Relations derzeit eingesetzt wird,
  • welche KI-Tools genutzt, aber auch nicht genutzt werden,
  • wie es um das KI-Wissen der IR-Professionals steht,
  • welche Vorteile, aber auch Herausforderungen und Risiken, sich bei der Anwendung von KI in Investor Relations ergeben,
  • und schlussendlich, wie IR-Professionals die künftige Rolle der KI für ihre Arbeit einschätzen und bei welchen IR-Tätigkeiten sie sich den Einsatz von KI vorstellen können.

Zur Studie

Im Rahmen der quantitativen Studie wurden IR-Verantwortliche (44 % Head of IR, 39 % Senior IR-Manager*innen) börsennotierter Unternehmen im DACH-Raum zum Thema KI in der IR befragt. Das Sample umfasst 253 Unternehmen, die in den Indizes DAX (40), MDAX (50), SDAX (70), SMI Expanded (50) und dem Prime Market der Wiener Börse vertreten sind.

An der Online-Befragung nahmen 86 IR-Manager*innen (Rücklauf 34 %) aus Deutschland (60 %), Österreich (36 %) und der Schweiz (4 %) teil. Vertreten waren vor allem Large Caps (38 %), Mid Caps (48 %), aber auch Small, Micro und Nano Caps (14 %). Mit der Ausnahme der Medienbranche werden in den Ergebnissen alle Sektoren repräsentiert.

Zwischen Skepsis und Pioniergeist

Die Ergebnisse zeichnen ein Bild von Zurückhaltung, aber auch Neugier: während 34 % der befragten IR-Professionals in künstlicher Intelligenz noch keine unmittelbare Relevanz für ihre Arbeit sehen, erkunden bereits 51 % experimentierfreudig die Möglichkeiten von KI-Tools und weitere 13 % planen zumindest, KI einzusetzen. Ein kontroverser Befund, der sich wohl auch mit dem aktuellen Wissensstand zur KI der IR-Manager*innen erklären lässt: 59 % schätzen ihr eigenes KI-Wissen selbstkritisch als mangelhaft bzw. stark ausbaufähig ein.

KI als kreativer Partner in der IR

KI wird in Investor Relations hauptsächlich bei Übersetzungen von Texten, zur Textbearbeitung, Ideengenerierung und Recherche eingesetzt. Entsprechend sind die am häufigsten genutzten KI-Tools Deepl (44 %) und ChatGPT (22 %), mit Deepl als klarem Favoriten für Übersetzungsaufgaben. IR-Verantwortliche nutzen einstweilen nur ein paar wenige KI-Tools – von den 16 abgefragten Anwendungen kommen in Investor Relations nur 6 zum Einsatz. Viele der KI-Tools, die in anderen Bereichen durchaus schon verwendet werden, wie DALL-E, Midjourney oder Jasper AI, sind in Investor Relations noch kein Thema.

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Potenzial noch nicht ausgeschöpft

Doch IR-Professionals zeigen sich gegenüber dem Potenzial der KI aufgeschlossen. KI-Einsatz können sie sich vor allem in der Content Creation für Geschäfts- und Nachhaltigkeitsberichte (63 %), IR-Präsentationen (63 %), die IR-Website (53 %) oder Social Media (45 %) vorstellen. Auch die Vorstellung, KI für Newsletter (41 %) und E-Mails (34 %) zu nutzen, findet unter IR-Professionals Anklang. Obwohl KI-Chatbots in Investor Relations noch eher Neuland sind, sehen 24% der IR-Manager*innen darin eine vielversprechende Chance.

Diese Begeisterung fußt auf den überzeugenden Vorteilen der KI: Zeitersparnis (85 % Zustimmung) und Effizienzsteigerung (84 % Zustimmung) stehen dabei im Vordergrund. Indem lästige Routineaufgaben wegfallen, können sich IR-Manager*innen auf strategische Aufgaben konzentrieren, was nicht nur zu einer Kostenreduktion führt, sondern auch die Arbeitsqualität verbessert.

Mit der KI kommen auch Challenges auf die IR zu

Die vielversprechende Rolle von KI in Investor Relations geht aber auch mit Herausforderungen einher, darunter Datensicherheit und Datentransparenz (78 % Zustimmung), Cybersecurity-Risiken (59 %), fehlendes Mitarbeiter-Know-how (50 %), aber auch die Einhaltung IR-spezifischer rechtlicher Anforderungen. Die erfolgreiche Integration von KI in Investor Relations erfordert daher nicht nur Chancenerkennung, sondern auch strategische Planung und Sicherheitsmaßnahmen.

Eine Zukunft voller Möglichkeiten

Unsere Studie spiegelt nicht nur den aktuellen Stand der KI-Nutzung in Investor Relations wider, sondern zeichnet auch die Konturen einer Zukunft, in der KI eine Schlüsselrolle in der IR-Kommunikation und Interaktion mit Investor*innen und anderen Stakeholdern spielen könnte. Ein Zukunftsbild, das sowohl Herausforderungen als auch unermessliche Möglichkeiten birgt, und ein klares Signal sendet: Die Zeit, die KI in der IR ernst zu nehmen, ist jetzt!

JUST KI IT!

Wenn Sie den Talk mit unseren Gästen versäumt haben, können Sie hier die Interviews mit unseren Expert*innen nachlesen: